Inhalt
Beschreibung
Wie durch ein Brennglas betrachtet, bündelt sich die Geschichte des Gärtnerplatzviertels im Werden und Vergehen der Bauwerke auf der Liegenschaft Müllerstraße 7.
Von der Weite der Auenlandschaft über schlagartige Verstädterung, Kriegszerstörung, Wiederaufbau und das Wachsen städtischer Infrastruktur begleitet das Buch die Immobilie durch 250 Jahre Stadtgeschichte.
Inhaltsverzeichnis
1773–1887 Bayerisches Militärlazarett
1887–1944 Schulen in der Müllerstraße
1945–2001 Heizkraftwerk Müllerstraße
1941–2010 Luftschutzbunker
Bis 1968 Lazarettbach
2008 Spurensuche
Einführung oder Vorwort
Auf den Spuren von Patienten, Schülern und Kraftwerkern. Willkommen an Münchens Lido, dem wunderbaren Viertel zwischen Isar und Altstadt! Wo heute Touristen flanieren und Nachtschwärmer bummeln, erstreckte sich noch vor 150 Jahren eine idyllische Auenlandschaft. Wenn die Isar wieder einmal von jetzt nach gleich Hochwasser führt, so stellt sich eine leise Ahnung davon ein, warum die Stadt jahrhundertelang respektvollen Abstand zu ihrem Fluss gehalten hatte. Erst die gewaltsame Zähmung der Isar mit Kanalmauern und Dämmen ermöglichte ab etwa 1880 die Erschließung der Flächen unmittelbar östlich des historischen München. Das erste große Gebäude inmitten der Auenlandschaft war schon 100 Jahre vorher errichtet worden – ein bayerisch kurfürstliches Lazarett in heilkräftiger Umgebung. Dieses Gebäude erlebte nicht nur die Kanalisierung der Isar, sondern auch den Bau der ersten Chaussee außerhalb der Stadtmauer – der späteren Müllerstraße, die Überbrückung der Isar mit Cornelius- und Reichenbachbrücke, die Entstehung des Gärtnerplatzes und schließlich die Bebauung der gesamten Umgebung mit geschlossenen Straßenzügen. Aus dem Lazarett wurde eine Schule und nach deren Zerstörung im Zweiten Weltkrieg entstand auf dem Areal eines der weltweit ersten Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung zur Versorgung einer Großstadt.
Vier Jahrzehnte lang versorgte das Heizkraftwerk Müllerstraße im Auftrag der Stadtwerke München das Viertel mit Heizwärme und die Stadt mit Strom. Als das mustergültige 1950er-Jahre-Bauwerk zu Beginn des 21. Jahrhunderts seine Funktion verlor, richtete sich die Aufmerksamkeit wieder einmal auf jene Liegenschaft, in der sich die gesamte Entwicklung des Stadtviertels rund um den Gärtnerplatz spiegeln lässt. Im Zuge der Umwidmung des Areals ergab sich 2008 die Gelegenheit, nicht nur das Kraftwerk umfassend zu dokumentieren, sondern auch die Geschichte seines Standorts zu erforschen. Der besondere Charme dieser Aufgabe lag für mich darin, dass ich hier mein eigenes Stadtviertel untersuchen konnte. Ich bedanke mich bei allen, die mich bei der Erstellung der Dokumentation mit Rat und Tat unterstützt haben. Das Ergebnis ist beispielsweise im Stadtarchiv München einzusehen. Mit diesem Buch wird die Essenz der Arbeiten einem breiten Publikum übergeben. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen auf den Spuren von Patienten, Schülern und Kraftwerkern in der Müllerstraße.
München, im Oktober 2010
Anita Kuisle.