Der Löwensucher.
von , 2. Juni 2015
Kenneth Bonert. Der Löwensucher.
Ich habe mir ein Buch gewunschen, das mich so tief in seinen Bann zieht, dass ich auch bei Übermüdung, nächtens, entgegen jeder Vernunft, weiterlese.
Hier ist es.
Ein Roman über die Auswanderungen der litauischen Juden Anfang der 1920er-Jahre. Repressalien seitens der litauischen christlichen Bevölkerung, Pogrome, lange vor Hitler. Der kleine Isaac geht mit seiner Mutter uns seiner kleinen Schwester mit auf die Abenteuerreise nach Südafrika.
Südafrika. Zu ihrem Vater. Der ist schon länger dort. Sie landen dort, ziehen ins jüdische Viertel.
Der Junge wächst heran. Er soll das Leben seiner Mutter retten. Isaac, mein Guter, du wirst deiner Mame doch ein großes Haus bauen? Wir werden in einem schönen Haus leben?
Dass Isaac an diesen Erwartungen bricht, bzw. seinen Weg nicht gehen kann, die Ruhe zur Entwicklung niemals hat, diesen Weg begleiten wir hier. Und all die verschwiegenen Ereignisse "daham". Denn daham. Das war gut. Hier kränkeln alle Alten an ihrem Heimweh. Die Jugend ist vom Kommunismus begeistert.
Isaac ist alles egal. Er muss und will Geld verdienen. Er will glücklich sein. Ein Mädchen haben. Leben. Politik? Nicht seine Sache.
Dann bricht der 2. Weltkrieg aus. Südafrika weiß vorerst nicht, auf welcher Seite es steht. Dann gegen Hitler. Und Isaac? Von großen Schwierigkeiten verwirrt. Von immer wieder aufploppenden Familiengeheimnissen enttäuscht. Nein, nicht von den Geheimnissen. Von dessen Verschweigen.
Die Greyshirts, Nazis, werden auch in Südafrika immer stärker. Isaac bekommt dies leidlich zu spüren. Diese Ungerechtigkeit. Die Ungeriechtigkeit und Verlogenheit der Welt. Isaac zerbricht. Und meldet sich zum Militär. Er wird seine Familie "daham" retten. Er muss etwas gut machen.
Den Roman zeichnet eine besondere, sehr feinen Sprache aus. Ein Genuss. Ein Hineinsinken in den Roman, in diese Welt. Ein Verstehen, eine Erkenntnis, viele Erkenntnisse. Ein Blickwinkelwechsel.
Großartig.
Gleich lesen, hineinfallen, die Welt um sich versinken lassen.
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Suche nach dem Lebensweg
von HEYN Leserunde Dagmar Pfleger, 9. April 2015
Bonert schildert in seinem ersten und für mich sehr gelungenen Werk das Leben einer jüdischen Familie, die 1924 von Litauen nach Südafrika auswandert. Im Mittelpunkt steht Isaak, der als Bub am fremden Kontinent ankommt, seit jeher nach seinem Lebensweg sucht und dabei von vielen Menschen mit besonderen Lebensgeschichten beeinflusst wird: die Mutter, die ein Familiengeheimnis mit sich trägt, beharrlich ihre Erwartungen an ihren Sohn äußert und darauf bedacht ist, dass ihr Sohn sich nicht mit Schwarzen abgibt; Yvonne, Mädchen aus gutem Hause, die den Umgang der Weißen mit den Schwarzen kritisch hinterfragt und Issak mit der Eingeborenenfrage konfrontiert; Hugo, der ihn immer wieder mit seinen Geschäftsideen beeinflusst und dabei selbst oft scheitert oder der geheimnisvolle Avron, der die Bedeutung des Inneren für einen Mann und das Bild des Löwen, der sich auch nimmt, was er möchte, betont.
Ich finde, es gelingt dem Autor sehr gut, Isaacs Inneres zu transportieren ? spüren zu lassen, wie zerrissen er sich manchmal fühlt ? hin-und hergerissen zwischen den unterschiedlichen Erwartungen, den eigenen Träumen und dem Möglichen.
Der Roman ist leicht zu lesen ? aber als Gesamtes doch anspruchsvoll und empfehlenswert. Die einzige Kritik, die ich äußern kann, ist, dass es zum Ende hin dann doch etwas langatmig wird.
Erzählt auf unnachahmliche Weise!
von HEYN Leserunde Erika Liebminger, 9. April 2015
In einer Zeit, in der Juden auf der ganzen Welt verfolgt werden, beginnt die beeindruckende Geschichte von Isaac Helger, einem fünfjährigen rothaarigen Jungen, der mit seiner Mutter und seiner Schwester von Island nach Südafrika emigriert. Eine armselige Hütte in einem jüdischen Ghetto in Johannesburg, in der sein Vater eine Uhrmacherwerkstatt betreibt, wird sein neues zu Hause, die Straße sein Spielplatz, seine Spielkameraden sind Eingeborene.
Kenneth Bonert erzählt auf unnachahmliche Weise das Aufwachsen des jungen Mannes in einer chaotischen Welt. Einer Welt, die zum teil grausam und beklemmend ist, voll Unglück und Verrat, geplagt von angstvollen Träumen und einer verzweifelten Liebe. Was für eine Sprache, man wird einfach hineingezogen in die Geschichte mit faszinierenden Charakteren und der wundervollen südafrikanischen Landschaft.
Mitreißend und aufwühlend bis zum Schluss
von HEYN Leserunde Barbara Lichtenegger, 8. April 2015
Auf 786 lesenswerten Seiten erzählt Kenneth Bonert eine mitreißend aufbereitete jüdische Familiengeschichte zwischen Litauen und Südafrika im Zeitraum Anfang des 20. Jahrhunderts und Mitte der 1960-er Jahre. Bonert gelingt es aus meiner Sicht ausgezeichnet, die Anziehungskraft an der Erzählung durch detailreiche und packende Beschreibungen der verschiedensten Charaktere , der Lebensumstände und Geheimnisse der Protagonisten ständig zu steigern, die Geschichte bleibt bis zum Schluss fesselnd und aufwühlend!
Das schwere Los der Migration
8. April 2015
Spannende Familiengeschichte mit europäischen Problemen mit dem Thema der Appartheit unterlegt. Nach einem spannenden ersten Drittel verflacht sich der Handlungsstrang des Buches zusehends. Die Ansichten des Autors können zwar nicht unwidersprochen hingenommen werden, sind über weite Strecken nachvollziehbar.
Ein junger Mann auf der Suche nach dem Platz in seinem Leben
von HEYN Leserunde Lieselotte Fieber, 8. April 2015
In dem umfangreichen Buch verbirgt sich in jedem kleinen Abschnitt eine mitreißende Erzählung. Der Roman spielt in der Periode zwischen den Weltkriegen und es wird die Geschichte eines nicht immer sympathischen Protagonisten namens Isaac erzählt. Man taucht fasziniert in diese Geschichte ein, die in einer tollen Sprache geschrieben wurde, voller tragischer Momente, die aber mit viel Herzblut und Wärme erzählt wird.
Der Autor schafft es mit seinem Erstlingswerk, dass man sich als Leser vom ersten Augenblick an inmitten des Geschehens fühlt. Absolut empfehlenswert!
Spannend und lehrreich!
von Heyn Leserunde Elisabeth Del Carlo, 8. April 2015
Die Proponenten dieses Romans erleben so ziemlich alles, was die Geschichte einer jüdischen Familie, die zwischen den Weltkriegen und nach dem 2.Weltkrieg spielt, erahnen läßt: Judenhaß und Verfolgung, Auswanderung, Kampf um sozialen Aufstieg, Apartheid, Angst um die Angehörigen, die den Grausamkeiten des Nationalsozialismus ausgesetzt sind, Antisemitismus, der sie auch in der neuen Heimat Südafrika verfolgt. Der "Held" erlebt eine Entwicklung vom jüdischen Ghettokind zum letztendlich doch erfolgreichen Geschäftsmann. Er muß jedoch viele Umwege gehen und Widersprüche auflösen - vieles beeinflusst durch den zeitgeschichtlichen Hintergrund des Romans. Interessant waren für mich vor allem die Informationen über die Judenverfolgung in Litauen und die Schilderung der damaligen politischen Situation in Südafrika. Der Autor schafft es wirklich gut diese politische Stimmung wiederzugeben. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass er manche "Geheimnisse" rascher und füher lüftet, zeitweise war das Buch etwas langatmig. Ich hatte dann aber den Eindruck, dass er am Schluss etwas "gehudelt" hat, die Geschichte hat sich für mich zu überstürzt aufgelöst. Gefallen hat mir, dass er immer wieder jiddische Begriffe und Redewendungen verwendet hat. Fazit: Ein lesenwertes Buch, zwischendurch langatmig, dies wird jedoch durch die eindrucksvolle und atmosphärisch gut geschilderte Lebenssituation der Figuren wettgemacht.
fesselnder Entwicklungsroman auf lesenswerten 800 Seiten
von HEYN Leserunde Volker Moser, 7. April 2015
Isaac Helger, Sohn jüdischer Einwanderer in Südafrika, wird hin- und hergerissen zwischen Tradition und Aufbruch. Die unglaublich dichte Geschichte handelt von einem jungen Menschen getrieben von der Sehnsucht nach Erfolg und der verzweilfelten Suche nach seinem Platz im Leben. Lesenswerte knapp 800 Seiten!
spannende Familiensaga!
von HEYN Leserunde Sabine Moser, 7. April 2015
Nach Ihrer Flucht aus Litauen beginnt für Gitelle und ihre Kinder in Johannesburg ein neues Leben. Die jüdische Familie hofft auf einen Neuanfang und auf ihren Sohn Isaac ruht alle Hoffnung. Spannend wird die Entwicklung und Ausbildung des Jungen erzählt, all seine Rückschläge und auch sein starker Wille.Eine grandiose Geschichte!
Familienroman mit atmosphaerischer Dichte
von HEYN Leserunde Ewa Wiercinska, 7. April 2015
Familienroman ueber eine juedische Einwandererfamilie aus Litauen in Afrika vor dem zweiten Weltkrieg. Kenneth Bonert schildert literarisch juedische Familienbeziehungen. Die Figuren und ihre familiaeren Hintergrunde sind aufgrund der Erzaehlungen seiner Großmutter entstanden. Interessant zum Lesen, wie sich der Antisemitismus in dieser Zeit auch auf dem andern Kontinent verbreitet hat und die Protagonisten lernen mit ihm umzugehen. Der Boesartigkeit sind wirklich keine Grenzen gesetzt.