Fein und still. Auf den Kapverden
von Mag. Herta Emmer, 8. Oktober 2014
Das Testament des Herrn Napumoceno
Roman von Germano Almeida
Aus dem Portugiesischen von Maralde Meyer-Minnemann.
Warum ich dieses Buch unbedingt lesen musst, verstehe ich bis heute nicht. Es ist mir schon seit Längerem aufgefallen, wurde genommen, verworfen, wieder fast genommen, in Gedanken verworfen. Nach vielem und langem Hin und Her dann doch: Es muss etwas haben. Es soll wohl so sein. Es muss gelesen werden.
Auf in die Welt des Herrn Napumoceno, auf der Insel Sao Vicente. (Sao Vicente ist eine kleine Insel in der Inselgruppe der Kapverden. Nachdem ich den Roman gelesen habe. Weil. Man sollte bei der Beschreibung schon wissen, wovon man spricht. ... offenbar reichts beim Lesen, sich einfach in den Text hineinzugraben... Wobei: Direkt Bildungslesen.)
Sidestep. Für alle, die gerne mehr über Orte erfahren an denen sie schon gewesen sind, wo sie gerne hinfahren möchten, oder worüber sie einfach gerne mehr wissen würden - es gibt im Unionsverlag in der Reihe, in der auch "Das Testamen des Herrn Napumoceno" erschienen ist, noch viele Romane über interessante Inseln. Kapverden, Las Palmas, Färöer, Malediven, Orkney-Inseln, Kuba, und eine unbewohnte Insel ohne Namen. Und für alle, die es noch besser wissen: Der Unionsverlag hat überhaupt Erscheinungen zu Gegenden und Orten.
Wir lernen Herrn Napumoceno nach seinem Tod kennen. Alles beginnt mit der Verlesung des überaus umfangreichen Testaments. So umfangreich, dass den Notar nach drei Stunden die Stimme verlässt.
In Rückblenden der Hinterbliebenen erfahren wir den Werdegang eines armen Jungen, der mit Nichts auf der Insel gelandet ist, nicht einmal Schuhe hatte er und der dann zu einem der wohlhabendsten Händler von Sao Vicente wurde.
An und für sich unspektakulär. Die handelnden Personen teilen sich im Großen und Ganzen auf seinen Neffen, den Doch-Nicht-Nachfolger und eine plötzlich im Testament erwähnte Tocher auf. Der Neffe, der den Erblasser für einen schrulligen Alten hält und die Tochter, die von der Existenz ihres Vaters nach seinem Tod erfährt und nun versucht, ihn über ebendieses und den entsprechenden Nachforschungen zu den dort erwähnten Personen kennen zu lernen.
Ein stiller Text, fein, erzählend, schöne Sprache. Nichts reißerisches, aufregendes oder außerordentlich belastendes. Eher so ein Leben mit Aufs und Abs, mit unerfüllter Liebe, ein Charakter mit Schattenseiten, eine kleine Insel gespickt mit Gerüchten und Verrufungen. Fein fein.
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Der Autor. Germano Almeida, geboren 1945 auf Boavista, Kapverden, studierte Rechtswissenschaft in Lissabon. Er arbeitet als Anwalt und führt einen eigenen Verlag auf den Kapverdischen Inseln. Die Verfilmung von Das Testament des Herrn Napumoceno erhielt den ersten Preis auf dem Festival de Gramado.
http://hertaemmer.blogspot.co.at/2014/10/das-testament-des-herrn-napumoceno-roman.html