Wütende weiße Männer
von Christian Groeger, 26. April 2015
Als der pensionierte Schuldirektor und Vietnamveteran Sten während einer Mittelamerikakreuzfahrt, die er gemeinsam mit seiner Frau unternimmt, bei einem Landausflug überfallen wird, brennen bei dem topfiten Siebzigjährigen die Sicherungen durch. Was man ihm vor Jahrzehnten bei der U.S. Army beigebracht hatte, ist ihm immer noch gegenwärtig. So tötet er einen der Räuber, was genügt, den Rest der Bande in die Flucht zu schlagen.
Zurück in den Staaten wird Sten für kurze Zeit als Held gefeiert. Glückwünsche und Unterstützungserklärungen erreichen ihn, was ihm eigentlich nicht recht ist, denn anders als Viele, die in eine ähnliche Situation geraten wären, sieht Sten in seiner Tat wenig Heldenhaftes. Dazu beigetragen mögen auch die Probleme mit seinem Sohn Adam haben, der schon seit frühester Jugend an, mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist und durch etliche gewalttätige Ausraster vorbelastet ist.
Dieser psychisch labile Sohn beginnt nun eine leidenschaftliche Affäre mit Sara, einer Globalisierungskritikerin, Regierungsgegnerin die, wie sie immer wieder betont, ?keinen Vertrag mit denen eingegangen ist?. Denen, meint in ihrem Fall so ziemlich Alle die den Staat repräsentieren.
Doch auch Sara wird schnell klar, das Adam, neben seiner Begeisterung für einen Trapper des 19.Jahrhunderts, mehr antreibt, als die bloße Ablehnung der Staatsgewalt und er sich als tickende Zeitbombe erweist, die zu entschärfen, nicht ohne Gewalt anzuwenden möglich sein wird.
T.C. Boyles Roman ist wieder einmal von beinahe unheimlicher Aktualität und Realitätsbezogenheit, indem er die Gefahr, welche von labilen gewaltbereiten Männern ausgeht, zum Thema macht.
Bestsellertaugliche, große Literatur.
T.C. Boyle Hart auf Hart
von Monika Waitzbauer , 4. Februar 2015
Absoluter Freiheitsanspruch und Verfolgungswahn T. C. Boyle erkundet in seinem Roman die dunkle Seite der USA. Adam, den seine Eltern nach etlichen Schulverweisen und Therapiesitzungen aufgegeben haben, ist eine wandelnde Zeitbombe: In der Wildnis, wo er ein Schlafmohnfeld angelegt hat, führt er ein Einsiedlerleben und hortet Waffen gegen imaginäre Feinde. Aber es gibt jemanden, der sich in ihn verliebt. Sara hat ebenfalls ausreichend Feindbilder: Spießertum, Globalisierung, Verschwörer und die Staatsgewalt. Als sie Adam am Straßenrand aufgabelt, beginnt eine leidenschaftliche Liaison. Doch bald merkt Sara, dass Adam es ernst meint mit den Feinden, sehr ernst.