Ménage à trois
von Christian Groeger, 26. April 2015
Chloe uns Rasmus sind seit beinahe zwanzig Jahren ein Paar. Während er als große Regiehoffnung in der deutschen Theaterszene gegolten hat, eine Hoffnung die sich nicht erfüllt hat, war sie ganz ?die Frau an seiner Seite?.
Ihn in Allem unterstützend, ?ganz so, wie es dem Frausein eben entspricht?, liebt sie ihn zwar immer noch, der Sex allerdings war von Beginn ihrer Beziehung an, bloß Pflichterfüllung. ?Weil Erwachsene es eben tun und es zu einer glücklichen Beziehung dazugehört?.
Seit Monaten schon, sind sie nun in ?irgendeinem Dritte-Welt-Land?, wo ?sich die Bewohner vor wenigen Jahren noch, mit Macheten gegenseitig die Köpfe abgeschlagen haben?. Rasmus will hier in einem Theaterprojekt den Einheimischen die europäische Kultur nahebringen. Die zeigen sich davon allerdings wenig beeindruckt und nehmen nur wegen des kostenlosen Bierausschanks nach den Proben daran teil.
Bei einem ihrer Streifzüge durch das heruntergekommene Dorf in welchem sich ihr Hotel befindet, stoßen sie auf ein Massageinstitut dessen Dienste die beiden in Anspruch nehmen, Drogengebrauch inklusive, und der Masseur beschert Chloe einen wunderbaren Orgasmus, der ihr (die sich seit Jahren angewöhnt hat, mehrmals täglich zu masturbieren) genügt, sich in ihn zu verlieben. Benny, so der Name des Dienstleisters, ist also der Grund für die kurzfristige Trennung von Chloe und Rasmus.
Als Rasmus die Vergeblichkeit seiner kulturellen Entwicklungshilfe einsieht, und beschließt, in die Heimat zurückzukehren, begleitet in Chloe zwar, doch ihre Gedanken sind weiterhin bei Benny. Wie wunderbar für sie, als sie nach kurzem eine Nachricht von ihm erhält und sie ihn auffordert, zu ihr zu kommen. So beginnt also das gemeinsame Leben von Chloe, Rasmus und Benny?.
Sibylle Bergs Roman ist eine großartige Analyse der Zumutungen und Ungeheuerlichkeiten der menschlichen Existenz. Ihr Witz ist treffsicher wie nur je, ihre Angriffe wahrhaftig und das diese stets die Dinge benennen und zutreffend sind, macht die Lektüre ihres Buches zwar beklemmend, schmälert allerdings in keinster Weise den Lustgewinn den man dadurch erfährt.
Große Literatur. Chapeau