Spannender Krimi mit komplexer Handlung
von KimVi, 22. Oktober 2015
Kommissar Fabian Risk ermittelt mit seiner hochschwangeren Kollegin Malin Rehnberg im Fall des entführten Justizministers. Trotz intensiver Bemühungen gelingt es den beiden nicht, den Minister lebend aufzuspüren. Seine Leiche wird schließlich grausam zugerichtet aufgefunden. Leider bleibt er nicht das einzige Opfer. Eine genauere Untersuchung der Toten ergibt, dass bei allen Organe entnommen wurden. Zunächst hat es den Anschein, als ob der Fall schnell geklärt werden könnte, denn der einzige Verdächtige begeht Selbstmord. Doch Risk hat seine Zweifel und ermittelt weiter.
Dunja Hougaardt ermittelt zur gleichen Zeit in Kopenhagen. Sie hat es mit einer übel zugerichteten Frauenleiche zu tun. Ihr Vorgesetzter sorgt mit seinem Verhalten dafür, dass innerhalb ihres Teams plötzlich Neid und Missgunst ausbrechen. Trotzdem gelingt ihr schnell ein Ermittlungserfolg. Doch auch sie stellt sich schließlich die Frage, ob der Fall damit wirklich abgeschlossen ist.......
"Herzsammler" ist bereits der zweite Band, in dem Fabian Risk ermittelt. Er ist allerdings zeitlich vor dem ersten Teil "Und morgen du" angesiedelt. Die Ermittlungen sind in sich abgeschlossen und die Bände können unabhängig voneinander gelesen werden. Der Einstieg in den aktuellen Kriminalfall gelingt relativ mühelos. Zunächst erfährt man von einem geheimnisvollen Brief, der allen Widrigkeiten zum Trotz, schließlich seinen Empfänger erreicht und damit einen Stein ins Rollen bringt, der eine unglaubliche Lawine auslösen wird. Genaueres wird dort nicht verraten und deshalb ist das Interesse sofort geweckt. Bis zur Auflösung muss man sich allerdings gedulden, denn Stefan Ahnheim hält einige Überraschungen bereit.
Der Krimi besteht aus verschiedenen Handlungssträngen, die nicht auf Anhieb miteinander in Verbindung gebracht werden können. Das weckt von Anfang an das Interesse mitzuermitteln, um so zu erfahren, wie alles zusammenhängen könnte. Da die Handlung allerdings sehr komplex ist, ist es ratsam, die Ermittlungen mit größter Aufmerksamkeit zu verfolgen, da man sonst entscheidende Details überlesen und den Anschluss verpassen könnte. Im Verlauf der Handlung werden zahlreiche Charaktere eingeführt. Auch hier ist es zu empfehlen, sich gut auf die Namen und die jeweiligen Verbindungen untereinander zu konzentrieren, damit man die Übersicht behält und die spannende Rahmenhandlung genießen kann.
Denn an Spannung hat dieser Krimi wirklich einiges zu bieten. Immer wenn man denkt, dass man der Lösung einen Schritt näher gekommen ist, sorgt eine überraschende Wendung dafür, dass man die eigenen Ermittlungen über den Haufen werfen und neu ansetzen muss. Allzu zartbesaitet sollte man beim Lesen übrigens nicht sein, denn der Täter geht mit seinen Opfern nicht gerade zimperlich um und deshalb hat man stellenweise das Gefühl, dass eigentlich Blut zwischen den Zeilen heraustriefen müsste. Abrupte und an entscheidenden Stellen geschickt eingesetzte Szenenwechsel sorgen dafür, dass man unweigerlich in den Sog der Handlung gerät und das Buch deshalb nur ungern aus der Hand legen mag.
Doch nicht nur die Haupt-, sondern auch die Nebenhandlungen überzeugen bei diesem Krimi. Denn man erfährt einiges aus dem Privatleben der unterschiedlichen Charaktere. Das drängt sich auch nicht zu sehr in den Vordergrund, sondern rundet das Gesamtbild ab, da die Akteure dadurch viel lebendiger, und ihre Handlungen nachvollziehbarer, wirken.
Obwohl ich manchmal Schwierigkeiten habe, mit skandinavischen Kriminalromanen richtig warm zu werden, da mir die Atmosphäre, die in diesen Romane herrscht, oft zu düster und schwermütig ist, hatte ich hier keinen Moment das Gefühl, sondern konnte mich ganz auf die spannende Handlung einlassen. Dabei habe ich mit den Ermittlern mitgefiebert und versucht die richtigen Schlüsse zu ziehen. Überraschende Wendungen haben allerdings dafür gesorgt, dass ich einige Male in die Irre geleitet wurde. Ich vergebe deshalb begeisterte vier Bewertungssterne und eine ganz klare Leseempfehlung! Das eine Sternchen ziehe ich ab, da ich zugeben muss, dass es nicht immer ganz einfach ist, die Übersicht über die recht komplexe Handlung zu behalten.
Brutaler Schweden-Krimi mit irreführendem Titel
von bromer65, 4. Oktober 2015
Der Autor:
Stefan Ahnhem, geboren 1966, ist ein bekannter schwedischer Drehbuchautor, unter anderem für die Filme der Wallander-Reihe. Er lebt mit seiner Familie in Stockholm. Mit seinem Debüt ?Und morgen du? schaffte er auf Anhieb den Sprung auf die Bestsellerliste.
Das Buch:
?Herzsammler? von Stefan Ahnhem ist im Juli 2015 als Taschenbuch im List Verlag erschienen.
Das Cover:
Das Cover zeigt einen leeren Steg, der in einen See führt. Unter dem Bild steht auf dunklem Hintergrund der Buchtitel in großgeschriebenen, etwas krakeligen weißen Druckbuchstaben. Für mich nicht sehr auffällig, hat aber große Ähnlichkeit mit den Covern von anderen Schweden-Krimis.
Klappentext:
Stockholm, kurz vor Weihnachten. Schnee und eisige Kälte haben die Stadt fest im Griff. Kommissar Fabian Risk hat mit Eheproblemen zu kämpfen, seine Frau Sonja möchte sich scheiden lassen. Risk muss sich alleine um die beiden Kinder kümmern. Aber dann wird er zu einem brisanten Fall gerufen: Der Justizminister ist verschwunden. Er hat nach einer Debatte den Reichstag verlassen, kam aber nie bei dem auf ihn wartenden Auto an. Risk findet den Minister, doch zu spät: Er wurde brutal ermordet. Und es bleibt nicht bei dieser einen Entführung. Gleichzeitig wird in Kopenhagen eine Frau umgebracht. Die junge Polizistin Dunja Hougaard ermittelt, muss sich dabei aber mit den unwillkommenen Avancen des Polizeichefs herumschlagen. Der sabotiert den Fall, wo er nur kann. So fällt keinem die Ähnlichkeit zu der Mordserie im Nachbarland Schweden auf. Bis es fast zu spät ist.Zwei Länder. Zwei Ermittler. Ein Fall.
Meine Meinung:
Das Buch ist grausam, brutal, es gibt sehr viele Handlungsstränge, die es einem nicht leicht machen, dem Geschehen zu folgen.
Ich hatte jedenfalls meine liebe Mühe damit, einordnen zu können was wo passiert. Zum Beispiel: Helsingborg/Helsingör klingt sehr ähnlich, die Orte sind aber in zwei verschiedenen Ländern. Der Autor legt immer wieder falsche Fährten, die den Leser in die Irre führen, um was es eigentlich geht, das klärt er erst ganz zum Schluss. Die Ermittler finde ich nicht so realistisch gezeichnet. So wie z.B. Malin Rehnberg, die hochschwanger, 2 Monate vor der Geburt von Zwillingen, noch im Außendienst ermittelt und schließlich auch in eine lebensbedrohliche Situation gerät. Ist das tatsächlich in Schweden so? Fabian Risk kann in einer sehr bedrohlichen Situation zum Ende des Buches nicht schießen? So einer ist Polizist? Für mein Verständnis sind diese Personen nicht sehr gut getroffen, ich konnte nicht warm werden mit ihnen.
Was mich aber am Meisten gestört hat:
Die Handlung von ?Herzsammler? spielt im Jahr 2009, also VOR ?Und morgen du?, ist also eigentlich der 1. Fall von Fabian Risk und nicht der 2. Fall. Wieso die Bücher in falscher Reihenfolge erschienen sind, verstehe ich nicht. War das nur in Deutschland so, oder hat der Autor ?Herzsammler? tatsächlich erst später geschrieben? Das (letzte) Kapitel X in ?Herzsammler? habe ich nicht verstanden, bis ich ein paar Rezensionen zu ?Und morgen du? gelesen habe. Das ist eindeutig die Überleitung zum Buch ?Und morgen du?.
Der ursprünglich angekündigte Titel ?Was dir nicht gehört? hätte meiner Meinung nach viel besser zum Geschehen gepasst.
Kein Buch für zartbesaitete Menschen.
Von mir gibt es für diesen Krimi 2 Sterne.
Herzsammler
24. Juli 2015
Fabian Risk ermittelt wieder - und das erneut großartig. In dem neuen Thriller von Stefan Ahnhem gibt es viel zu erlesen: auf 569 Seiten geht es natürlich um grauenhaufte Morde, um Kannibalismus, einen Verdächtigen, der Selbstmord begeht - aber auch um Persönliches, wie die Ehe von Fabian und die Zerrissenheit zwischen Job und Familie. Auch die Kollegen werden intensiver beschrieben, wie Malin, die gerade Zwillinge erwartet, oder Dunja, die ebenfalls einen Verdächtigen jagt.
Mysteriös ist gleich zu Anfang der Brief, welcher im Buch nach und nach vorgelesen wird.
Vorurteile und Details zum Ärgern gibt es auch reichlich. Z.B. dass Psychologen ihren Job nicht richtig machen und nicht merken, wenn ihre Klienten ihnen was vorspielen - und nur deshalb Schwerverbrecher frei draußen herumlaufen ... oder die eindeutige Belästigung von Dunja, die wie gelähmt dasitzt, statt sich zu wehren. Auch der ewige Konflikt zwischen Familie und Job, nur ist es diesmal nicht nur Fabian: auch seine Frau Sonja verbringt gerade mehr Zeit mit dem Atelier als mit ihren zwei Kindern, die mir gerade am Anfang des Buches einfach nur leid tun!
Cover: Mich stört, dass es an die Erik-Axl-Sund-Bücher erinnert, das finde ich schade; da hat mir "Und morgen Du" eindeutig besser gefallen.
Schreibstil: Schnell, schneller, Stefan Ahnhem. Nach keinem Kapitel kann man das Buch aus der Hand legen, es ist einfach zu spannend. Für viele wird das sicher "anstrengend", denn nicht nur, dass diesmal einfach viel mehr Menschen mitspielen, nein: es wird auch in Dänemark gejagt, bei mir hat sich daher auch am Anfang einiges vermischt - und ein (längeres) Weglegen des Buches könnte einen wieder raus bringen.
Erneut ein sehr lesenswerter Thriller, sicher ein und ganz sicher mein Thriller- Lesehighlight für 2015!