Was stecken für Geschichten hinter verlorenen Gegenständen
von PFIFF, 27. April 2018
Laura findet nach einer gescheiterten Ehe eine Anstellung bei einem schrulligen aber liebenswerten Witwer und ehemaligen gefeierten Schriftsteller.
Die Arbeit macht ihr Spaß. Sie pflegt den Rosengarten, hält das Haus sauber und bekocht den einsamen Mann, der nach dem plötzlichen Unfalltod seiner geliebten Frau untröstlich ist, vor allem, weil er just am Todestag ein Medaillon verloren hatte, eine Liebesgabe seiner verstorbenen Frau.
Er hatt sich dann eine Marotte zugelegt, Gegenstände auf der Straße und im Park aufzuheben, Dinge, die Menschen verloren hatten und vielleicht vermissten. Peardew notierte akribisch Fundort und Datum und hortete die Dinge in seinem Arbeitszimmer.
Als er stirbt, hinterlässt er Laura das Haus und die Bitte, die verlorenen Gegenstände an die Besitzer zurückzugeben. Laura hat Hilfe von einem Mädchen mit Down-Syndrom, die wunderbar intuitiv denkt, und dem langgedienten Gärtner, in den sich Laura verliebt.
Letztendlich sucht Laura selbst nach dem verlorenen Medaillon. Eine wunderbare Fügung hilft ihr dabei.
Ein unglaublich berührendes Buch, hinreissend geschrieben.
Verlorene Dinge
von FlipFlopLady007, 16. Juli 2017
Anthony Peardew hat es sich zur Aufgabe gemacht Dinge zu sammeln, die andere verloren haben. Er bewahrt jedes dieser Dinge sehr sorgfältig beschriftet in seinem Arbeitszimmer auf, in der Hoffnung es dem Besitzer irgendwann einmal wiedergeben zu können. Doch soweit kommt es nicht, denn bevor er diese Aufgabe angehen kann, stirbt er. In seinem Testament überträgt er seiner Erbin Laura diese Aufgabe.
Inhalt:
Der Inhalt dieses Buches hat mir außergewöhnlich gut gefallen. Das Leben von Anthony Peardew ist außergewöhnlich und auch sein Haus scheint magische Kräfte zu besitzen. Die Geschichte hat mich sofort gefesselt und auch erst wieder losgelassen, da als ich das Buch zu Ende gelesen hatte. Die Geschichte, die das Buch erzählt, hat einfach alles, das eine gute Geschichte braucht: Ein bisschen Liebe, ein bisschen Magie, Geheimnisse und ganz tolle Figuren.
Schreibstil und Aufbau:
Der Schreibstil des Buches hat mir gut gefallen. Es lässt sich super lesen und hat meine Fantasie beflügelt. Die Bilder vor meinen Augen entstanden praktisch automatisch, da die Autorin eine tolle bildliche Erzählweise hat. Die Handlung wird niemals langweilig, denn immer wieder gibt es ein Geheimnis oder ein unerwartetes Problem taucht auf. Ein bisschen Spannung ist also immer dabei.
Das Buch unterteilt sich in recht viele Kapitel angenehmer Länge. Das Interessante dabei ist, dass es zwei Erzählstränge aus unterschiedlichen Zeiten gibt, die erst am Ende des Buches zusammen laufen.
Charaktere:
Die Charaktere finde ich allesamt sehr gelungen. Sie sind alle einzigartig und haben etwas besonderes an sich. Da wäre zum Beispiel Sunshine, die kleine Nachbarin von Anthony, die am Down Syndrom leidet und eine tolle Freundin für Laura wird und sie bei ihrer Aufgabe, die verlorenen Dinge zurück zu geben tatkräftig unterstützt.
Cover und Klappentext:
Das Cover des Buches passt perfekt zu diesem außergewöhnlichen Buch. Es hat mir auf den ersten Blick gefallen, denn es hat etwas besonderes an sich.
Der Klappentext hat sofort meine Neugier geweckt. Aus meiner Sicht hält er, was er verspricht und verrät nicht zu viel über den Ausgang dieses Buches.
Fazit:
Dieses Buch ist eines der besten, das ich in letzter Zeit gelesen habe. Es erzählt eine außergewöhnliche Geschichte, die mich berührt hat.
Ein rundum gelungenes Buch.
von Haliax, 30. Juni 2017
Als ich das Cover zum ersten Mal erblickte und die Schönheit der Farbenwahl, den nostaligischen Touch der Uhr und das wirre Durcheinander der Buchstaben des Titels realisierte, wusste ich, dass ich dieses Buch lesen möchte. Der Titel und die Inhaltsangabe lässt bereits erahnen, was der Leser im Buch zu erwarten hat, jedoch sagt er nur wenig über den eigentlichen Zauber des Buches aus.
?Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge? von Ruth Hogan setzt sich aus 2 Handlungssträngen zusammen. Auf der einen Seite begleiten wir Laura, die mit ihrem Leben und ihren bisherigen Entscheidungen unglücklich ist. Der einzige Lichtblick ist ihr Beruf. Sie ist Assistentin und Haushälterin von Anthony Peardew, der sie mit seinem charmanten Haus Padua von Beginn begeistern konnte. Von einem auf den anderen Tag ändert sich ihre Leben schlagartig und sie findet sich mit einer Aufgabe wieder, die sich schwer umsetzen lässt.
Der zweite Handlungsstrang spielt in der Vergangenheit und handelt von Eunice und Bomber. Bomber ist ein gefragter Verleger von Büchern und Eunice ist seine Assistentin. Sie teilen ihre Leidenschaft von Büchern und Filme und bekommen bald enge Freund. Eunice birgt ein Geheimnis, das ihre Freundschaft zerstören könnte.
Mit einem flüssigen und ausdrucksstarken Schreibstil kann die Autorin punkten. Dennoch sind es die Details (z.B die Bücher von Portia oder Padua), die dieses Buch hervorheben.
Die Führung durch Padua ist ein spezieller Moment. Nicht nur durch den Namen, welcher bereits die Lebendigkeit des Hauses unterstreicht, sondern vielmehr durch deren vorborgenen und sichtbaren Schätze wird man von diesem Haus gefangen genommen. Manchmal hat man das Gefühl selbst in diesem Haus zu stehen und den britischen Charme zu spüren.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und bezaubern einerseits durch ihre Positivität. Andererseits bringt jeder sein Päckchen aus der Vergangenheit mit. Sei es die falsche Wahl des Partners, eine unerwiderte Liebe, ein früher Tod einer geliebten Person und vieles mehr. Dadurch werden die Charaktere lebendiger und authentischer.
Genetische Erkrankungen werden in unserer Gesellschaft sehr kontrovers behandelt. Daher bin ich froh, dass die Autorin keinen Bogen um genetische Erkrankungen macht, ausgewählte Erkrankungen heranzieht und auf ihre Art in die Geschichte einbindet. Besonders Sunshines Art hat mich vollkommen überzeugt und mich dazu angeregt, Dinge einmal mit anderen Augen zu betrachten. Generell bietet das Buch viel Stoff zum Nachdenken und beschreibt Dinge, die auf den ersten Blick wertlos und klein erscheinen aber für eine andere Person viel Bedeutung hat.
Fazit
Ein Buch, das einen gewissen Zauber versprüht und mich vollkommen einnehmen konnte. Die Atmosphäre von Padua, der Detailreichtum, die besonderen Charaktere, viele großartige Momente und ein überraschendes Ende, welches das Buch von einem anderen Blickwinkel zeigt, machen das Buch zu meinem ersten Jahreshighlight 2017. Unbedingt lesen und verzaubern lassen!
Lost and found
von Daffodil, 19. Mai 2017
Mr. Peardew, ein älterer Herr, sammelt, was andere verloren haben. Sein großes Haus ist voll mit merkwürdigen Dingen, sorgsam katalogisiert und behütet.
Laura, Mitte dreißig, ohne Ausbildung, ergreift nach einer voreilig geschlossenen und enttäuschenden Ehe die Chance, in diesem wundervollen Haus eine erfüllende Arbeit zu finden. Als Mr. Peardew stirbt, erbt sie nicht nur Haus und Gärtner, sondern auch die Aufgabe, all die gesammelten Fundstücke ihren Besitzern zurückzugeben.
Sunshine, eine junge Frau mit Downsyndrom und feinem Gefühl für Stimmungen, erwählt sie zu ihrer Freundin und wird fester Gast im Anwesen.
Das Schicksal einzelner Stücke wird fantasie- und liebevoll erzählt. Parallel dazu erfährt man die Geschichte von Eunice und Ihrem Chef, dem Verleger Bomber. Zunächst ohne direkten Bezug zu Laura.
Geheimnisvolle Dinge geschehen im Haus; es scheint, als ob die früh verstorbene Liebe von Mr. Peardew unzufrieden mit den Ereignissen nach dessen Tod ist.
Es ist erstaunlich, welche Geheimnisse sich hinter solch simplen Sachen wie einem Knopf, einem Puzzlestück, einer Keksdose oder einem Haargummi verbergen.
Sehr schön zu lesen, auch die Romantik kommt nicht zu kurz. Sehr empfehlenswert.
Wohlfühlbuch mit einem Hauch Magie, viel Nostalgie und voller Humor und Zuversicht
von StefanieFreigericht, 12. Mai 2017
"Charles Bramwell Brockley reiste allein und ohne Fahrkarte in dem Zug um 14.42 Uhr von London Bridge nach Brighton. Die Keksdose von Huntley & Palmers, in der er reiste, schwankte bedenklich auf dem Rand des Sitzes, als der Zug in Haywards Heath ruckelnd anhielt. Aber gerade, als die Dose nach vorn rutschte und auf den Boden des Waggons zu fallen drohte, wurde sie von zwei rettenden Händen aufgefangen." So lauten die ersten Sätze - die weiteren habe ich im Verlauf eines Tages inhaliert.
Das Buch will keinen Preis für hohe Literatur gewinnen - aber viele Leserherzen so wie meines. Das Bindeglied, der Kitt, die die vielen kleinen Geschichten im Buch verwebt und schließlich zusammenbringt, ist Anthony Peardew - und das Lied der Frau, die er geliebt hatte, Therese. "Anthony überraschte nichts mehr, doch ein Verlust, ob groß oder klein, bewegte ihn immer." Er hat seine über alles geliebte Therese verloren - und auch, was sie ihm zur Aufbewahrung gegeben hatte. Dafür sammelt er, was andere verloren haben, wie besagte Dose mit Charles Bramwell Brockley, ordentlich etikettiert, mit dem Ziel der Rückgabe. Jetzt sieht er seine Kräfte schwinden - aber da ist seine Assistentin, Laura. Auch sie hat Verluste erlitten - eine Fehlgeburt, die gescheiterte Ehe - am meisten aber hat sie sich selbst verloren, die Zuversicht, das Zutrauen in sich selbst, ihre früheren Pläne.
Das Buch wechselt die Zeitebenen und die Perspektiven zwischen diesen und noch weiteren Protagonisten, man beginnt dabei immer mehr zu erahnen, wie viele dieser Handlungsstränge zusammenführen könnten. Dabei scheut die Autorin deutliche Worte nicht, wie zum verlorenen großen blauen Knopf - Margaret. "Sechsundzwanzig Jahre waren sie verheiratet, und er hatte sich Jahr für Jahr die größte Mühe gegeben, Margaret zu zeigen, wie sehr er sie liebte. Er liebte sie mit seinen Fäusten und seinen Füßen. Seine Liebe war die Farbe ihrer Prellungen." Oder, wiederkehrend, der Handlungsstrang mit Eunice und Bomber: "Bomber sagte, das Wunderbare an Büchern sei, dass sie Filme seien, die sich im Kopf abspielten." Ja, das war ein wunderbares Kopfkino.
Autorin Ruth Hogan baut geschickt die Bögen, Brücken und Nebenstraßen ihrer Welt, die durchaus magische Komponenten hat - so wie Sunshine, die Tochter der Nachbarn, die von Kindern früher gehänselt und als behämmert beschimpft wurde, die aber nicht nur erstaunlich klar sieht, sondern auch den wahren Charakter von manchen Dingen intuitiv erfasst, so wie die Geschichten über die verlorenen Gegenstände, von denen doch eigentlich keiner wissen kann, oder wie die Musik, die plötzlich erklingt. Einem anderen als diesem bezaubernden Buch würde ich Kitsch vorwerfen - sollte das hier jemand versuchen, könnte ich mir gut vorstellen, dass dieser Mensch sicher nicht nur keine Hunde mag, keine Gimlets oder keine gute Tasse Tee, aber dafür ihn doch bitte nächtliche Musik heimsuchen möge: Al Bowlly: The very thought of you.
Perfektes Getränk zum Buch: Eine gute Tasse Tee - und später ein Gimlet.
Perfekter Film nach dem Buch: Einer flog über das Kuckucksnest.
Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Buch den gleichen Lesern gefallen könnte wie "Mr Gwyn" von Alessandro Baricco (ohne die verschlungenen Gedankengänge) und vielleicht auch den Lesern von "Ein Mann namens Ove" von Fredrik Backman, primär bezüglich der emotionalen Komponente.