Interessanter Kriminalfall und sympathische Ermittler
von KimVi, 22. Oktober 2015
Nach einem schweren Motorradunfall hat sich Leonie Ritte endlich wieder soweit erholt, dass sie das Ermittlerteam um Kommissarin Verena Irlenbusch verstärken darf. Momentan sind zwar nur ein paar Stunden am Schreibtisch als Wiedereingliederung geplant, doch der erste Schritt zur Rückkehr in den normalen Dienst ist damit gemacht. Gemeinsam mit dem Kollegen Christoph Todt haben die drei einiges zu tun. Denn ein tödlich verunglückter Journalist, eine ermordete Fußpflegerin und eine Bibliotheksmitarbeiterin, die auf ganz ähnliche Weise getötet wurde, fordern dem Team einiges ab. Die Morde scheinen irgendwie zusammenzuhängen, doch Täter und Motiv lassen sich nicht so leicht durchschauen.....
Nach "Vergessen" ist "Treuetat" der zweite Fall für die Ermittlerin Verena Irlenbusch. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, können sie durchaus unabhängig voneinander gelesen werden. Denn auch ohne die Vorkenntnisse aus dem ersten Fall kann man den aktuellen Ermittlungen problemlos folgen.
Die Handlung startet mit einem geheimnisvollen Prolog, den man zunächst nicht zuordnen kann. Durch die düstere und beklemmende Atmosphäre, die in dieser Szene herrscht, ist das Interesse daran, wie sich das Geschehen wohl in die aktuellen Ermittlungen einfügen wird, und um wen es sich dabei überhaupt handelt, sofort geweckt.
Der Kriminalanteil ist ebenfalls sehr interessant. Man stellt sich die Frage, wie die Morde zusammenhängen könnten und wer überhaupt ein Interesse daran haben könnte, diese ganz unterschiedlichen Menschen zu töten. Was verbindet sie? Und welches Motiv treibt den Täter? Beim Lesen stellt man deshalb eigene Ermittlungen an und fiebert mit dem Team um Kommissarin Irlenbusch mit. Immer wenn man gerade denkt, dass man nun den richtigen Ansatz gefunden hat, kommt es aber zu einer überraschenden Wendung. Deshalb muss man die Schlussfolgerungen, die man gezogen hat, oft neu überdenken. Dadurch bleibt der Krimi bis zum Schluss spannend und das Ende kaum vorhersehbar.
Die Protagonisten wirken sehr lebendig. Man kann sich gut mit ihnen identifizieren und ihre Handlungen nachvollziehen. Das liegt sicher mit daran, dass das Privatleben der Hauptakteure ebenfalls eine große Rolle spielt. Denn so kann man sich die drei Ermittler lebhaft vorstellen, da sie durch diese Hintergrundinformationen sehr menschlich wirken. Die Nebenhandlungen fügen sich sehr gut in die Haupthandlung ein. Sie hemmen die Kriminalermittlungen keinesfalls, sondern bereichern die Gesamthandlung. Denn man kann sich so einfach besser auf die Akteure einlassen und mit ihnen mitfiebern.
Insgesamt gesehen habe ich mich bei diesem Krimi sehr gut unterhalten. Die Kriminalhandlung wirkte auf mich durchgehend interessant und die Auflösung schlüssig. Die Protagonisten konnten mich ebenfalls überzeugen, sodass ich sicher zu weiteren Fällen greifen werde, in denen das sympathische Team ermittelt.
Spannender Krimi mit Bezug zum 2. Weltkrieg
von bromer65, 4. Oktober 2015
Die Autorin:
Elke Pistor, Jahrgang 1967, schreibt Kriminalromane, arbeitet als Seminartrainerin und leitet Schreibworkshops. Sie lebt mit ihrer Familie in Köln.
Das Buch:
?Treuetat? ist im Juli 2015 als Taschenbuch im Ullstein Verlag erschienen. Es ist der 2. Fall für Verena Irlenbusch und das Nachfolgebuch zu ?Vergessen?.
Das Cover:
Das Cover erinnert an einen Grabstein, auf dem verwelkte Blumen liegen. Der Titel ?Treuetat? passt zum Inhalt des Buches.
Leonie Ritte, genannt Leo, fängt nach längerer Erkrankung stundenweise wieder im Polizeidienst an. Sie muss mit Verena Irlenbusch, ihrer früheren Teamkollegin, und Christoph Todt im Team zusammenarbeiten. Verena kümmert sich um ihre an Alzheimer erkrankte Oma und gerät dabei immer wieder in Konflikte mit sich selbst, weil sie Arbeit und Privatleben kaum mehr unter einen Hut bringt. Christoph Todt leidet noch unter dem Selbstmord seiner Frau und muss sich nun wieder um die gemeinsame Tochter kümmern. Leo Ritte leidet immer noch unter den Beeinträchtigungen ihres furchtbaren Motorradunfalls, wird aber vom Arzt wieder als dienstfähig eingestuft und kann in ihren alten Beruf zurück.
Das Team muss sich um den Tod eines verunglückten Journalisten kümmern, wobei am Anfang nicht klar ist, ob es sich um einen Unfall oder Mord handelt. Ein Verdächtiger flüchtet und das Team sollte ihn dringend finden? Weitere Morde geschehen, aber wie hängen der Mord an einer Bibliothekarin, einer Fußpflegerin und dem Journalisten zusammen? Dann erfährt Verena auch noch, dass ihr Großvater im Krieg bei der NSDAP war. Hat Oma Ruth ihrer Enkelin Verena nicht die Wahrheit über ihren Großvater erzählt? Und wer ist das Kind, dessen Kriegs-Erlebnisse immer wieder geschildert werden?
Allen diesen Fragen dürft ihr selber auf den Grund gehen, dazu verrate ich nichts weiter.
?Treuetat? ist ein leiser Krimi, in dem es zwar Tote gibt, aber nicht viel Gewalt. Elke Pistor erzählt viel aus dem Umfeld der Protagonisten, ich konnte mich gut in die einzelnen Personen ?hineinfühlen?. Vor allem in Verena, die sehr mit sich und der Alzheimer-Erkrankung ihrer Oma zu kämpfen hat (vor nicht allzu langer Zeit hatte ich die gleiche Problematik in meiner Familie). Das Buch hat mich gut unterhalten, es war fesselnd geschrieben und schnell zu lesen. Ich habe es nur ungern aus der Hand gelegt. Zum Ende des Buches fügen sich die verschiedenen Morde stimmig zu einer Lösung zusammen. Ich fand es aber sehr schade, dass eine wichtige Frage nicht beantwortet wurde. Vielleicht folgt die Lösung ja im nächsten Buch?
Das Vorgängerbuch ?Vergessen? kenne ich noch nicht, man muss es auch nicht gelesen haben, um dieses Buch zu verstehen.
4 Sterne und eine klare Leseempfehlung gibt es von mir.