Ein Wald aus Geschichten
von Alexander Kornell , 22. Mai 2017
In der Hoffnung auf ein besseres Leben kommen die Franzosen René Sel und Charles Duquet 1693 an der Ostküste Kanadas an. Während Sel sich ganz der harten Waldarbeit verschreibt, erweist sich Duquet als gewiefter Verhandler, der bald seinen eigenen Holzhandel betreibt und die Firma Duke & Sons gründet. Bis ins Jahr 2013 verfolgt der Leser nun die Schicksale und Irrwege der Nachkommen der beiden Franzosen und dringt dabei tief in die Geschichte Nordamerikas ein und erlebt den unvorstellbaren Raubbau an den Wäldern des Kontinents und dieser Welt.
Fast 900 Seiten mögen so manchen Leser abschrecken, aber Pulitzerpreisträgerin Annie Proulx füllt sie prall mit den Geschichten der verschiedenen Sels und Duquets und lässt uns staunend ob ihres Einfallsreichtums zurück. Zudem riecht jede Seite förmlich nach Holz und Wald und man taucht nur allzu gerne in diesen Kosmos ein.
10 Jahre mussten wir auf diesen neuen Roman von Annie Proulx warten – ich finde, es hat sich mehr als gelohnt!
Aus hartem Holz
von Barbara Kumpitsch , 4. April 2017
„Was macht der Mensch mit der Natur. Und was macht die Natur mit den Menschen?“ Und wie kann ich in Worte fassen, was dieses Buch mit mir gemacht hat? PUBLISHER WEEKLY findet folgende Worte: „Die Erfahrung, in ein Buch so tief einzutauchen, macht man nur alle paar Jahre.“ Und USA TODAY fasst es mit „Meisterhaft. Ein Wunder“ zusammen, diese Sprachgewalt auf 850 Seiten! In 300 Jahren wächst die Familie (schwierig alle Namen zu behalten), doch die Baumpopulation schrumpft verheerend. Die Dynastie, die aus den „Sel“ und den „Duquet“ entsteht, gedeiht an unterschiedlichen Orten (Amerika, Kanada, Niederlande, Neuseeland), überall treffen die Bewohner auf die Gier und Zerstörungswut des amerikanischen Kapitalismus. Annie Proulx verbindet alle Stimmen zu einem großartigen, unterhaltsamen, wichtigen zeitgenössischen Werk, das in seiner Klarheit jeden Leser überzeugt!