Eine Lektüre für lange Winterabende
von Wanderpfa.de, 26. Januar 2015
Kein Buch für den Rucksack, denn dazu ist es zu schwer und zu schön aufgemacht, aber eine Lektüre für einige, lange Winterabende, wenn es die überhaupt noch gibt, stellt der bergsteigerische Lebensbericht des Everest-Bezwingers Wolfgang Nairz dar
Schon aufgrund seiner Grundstruktur eignet sich das Buch besonders dafür, auch mal zwischendrin aus der Hand gelegt zu werden. Für ein lückenloses Lesen am Stück bietet es zu viel an Informationen und ist auch stilistisch nicht unbedingt ein literarisches Meisterwerk. Aber das tut dem Inhalt keinen Abbruch. Im Gegenteil: Gerade die eigenen Erzählungen des Autors, die sich abwechseln mit interessanten Interviews des Journalisten Horst Christoph wirken durch ihre bodenständige Ursprünglichkeit authentisch. Hingegen hätte man sich den einen oder anderen Gastbeitrag diverser Wegbegleiter lieber gespart.<br><br>
Immer wieder gern lese ich Geschichten wie die von der Winterbegehung des Direkten Nordpfeilers an der Kleinen Ochsenwand, bei der die Verwendung des Knies beim Klettern jedes Mal einen Schnaps kostete. Bei uns war es in der Jungmannschaft das Auslösen eines Steines oder das ?Betreten? des Seiles mit Steigeisen, die eine Radlermaßschuld auslösten.
Geschichten von Besteigungen an den höchsten Bergen der Welt klingen hingegen für mich immer wie aus Tausend und einer Nacht, egal, wer sie wie erzählt. Schön zu Lesen, einfach hinzunehmen, weil ohnehin nicht nachprüfbar und für Otto Normalbergsteiger in der Regel auch nicht nachlebbar. Aber ein Buch dient ja in erster Linie der Unterhaltung und die liefert das Buch ohne Zweifel, unterstützt von über 80 Bildern.
Die Themenvielfalt ist übrigens sehr weit gestreut. Es finden sich auch Berichte über die Seven Summits und eine bemerkenswerte Ballonfahrt in der Mongolei.
Ein Highlight sind sicherlich die privaten Briefe der Everest-Expedition 1978, die im Rahmen der Veröffentlichung erstmals dem interessierten Publikum einen noch persönlicheren Eindruck des damaligen Geschehens vermitteln.
Der Titel selbst ist natürlich auch Anlass, über das Thema Risikomanagement im eigenen Bergsteigerleben nachzudenken. Wenn es bislang immer gut gegangen ist, lässt sich mit dem Satz ?Es wird schon gutgehen? sicherlich gut leben. Aber wie sagte doch Luis Trenker so schön? ?Aufpassen müsst?s Buam, aufpassen! Oamal ned aufpasst, und Du bist Dei? ganzes Leb?n lang tot!?
Buchbesprechung vom 25.01.15 © Gipfelsammler vom Alpic.net/forum
... immer in Frieden nach Hause gekommen ...
von Peter Burk, 28. Oktober 2014
Wie eine Zeitreise muten so manche Briefe von Wolfgang Nairz an seine Frau Edith an. Dabei ist es gerade einmal 36 Jahre her, dass er und mit ihm die bis dahin erfolgreichste Everest-Expedition in mehreren Teams den höchsten Berg dieser Erde erklomm. Postläufer holten die Briefe aus dem Basislager, Reporter waren noch direkt vor Ort und taten Kunde an ihre Zeitungen, man verknipste Filme. Die moderne Technik hat solche Dinge obsolet gemacht und doch ist vieles am Everest noch wie früher. Wenn man das als einer, der noch nie dort war, so sagen darf. Die Gefahren des Khumbu-Eisbruchs, dem Ostern 2014 sechszehn Sherpas zum Opfer fielen. Das Nadelöhr am Hilary-Step, das trotz Fixseilen immer noch ein großes Hindernis darstellt. Oder die unberechenbaren Gefahren von Wetter und purer Höhe.
Der Journalist Dr. Horst Christoph hat zahlreiche Interviews mit dem "Wolfi" geführt - dabei ist dieses schöne Buch über dessen Lebenswerk als Bergsteiger, Expeditionsleiter und Ballonfahrer herausgekommen. Von den jugendlichen Anfängen mit Hermann Buhl im väterlichen Wohnzimmer, der berühmten Expedition von 1978 am Everest (Messner und Habeler erreichten damals als erste Menschen den Gipfel ohne künstlichen Sauerstoff), bis hin zu der von ihm gegründeten NepalHilfe Tirol.
Es ist alles gut gegangen beim Wolfi und man kann ihm nur wünschen, dass alles so bleibt. Das Buch bringt dem Leser den Menschen Wolfgang Nairz näher und es spricht für ihn, wenn er sagt, dass all seine Expeditionsteilnehmer Freunde geblieben sind, auch nach den gemeinsamen Unternehmungen. Die 272 Seiten des üppig bebilderten Bandes kommen in schöner Aufmachung daher und durch wechselnde Erzählarten, Interview-Ausschnitte, Briefe und kurze Gastbeiträge ist für reichlich Abwechslung gesorgt.
Highlight für mich sind allerdings die 12 Seiten von Rudolf Alexander Mayr über "die blauen Bomber". Wolfi und Rudi als Versuchskaninchen der Pharmaindustrie, bei dem Versuch, den Zapfen Dhaulagiri mit links niederzureißen. Absolut lesenswert!