Von Gott heute sprechen
von Helu, 20. Mai 2016
Die Texte wollen "die Frage wachhalten nach dem, der hinter allem - oder auch in allem - steckt" (S.8). Sie sollen verstanden werden als Momentaufnahme auf dieser Suche nach dem Grund und dem Ziel der Welt, die kein Ende kennt.
Dieses Bewusstsein über die Unverfügbarkeit Gottes spiegelt sich in den lyrischen Texten. Sie sind auf den ersten Blick sehr schlicht gehalten in Forum und Wortwahl. Jedoch darf man sich dadurch nicht verleiten lassen, ihre Tiefenschärfe zu verkennen. Bruners gelingt es, mit einfachen Worten und formalen Hervorhebungen (sehr vereinzelt finden sich Satzzeichen oder Großschreibungen) das Niemandsland Gott, das doch unverfügbar ist, zu beschreiben und zu verdeutlichen, was damit gemeint ist. Häufig klingen biblische oder kirchliche Motive an. Die Texte sind angenehm verschieden und abwechslungsreich. Die Kategorisierung (Wege zu uns selbst / Wege im Niemandsland / Wege in der Nachfolge / Wege in der Kirche) ermöglicht es, thematisch geeignete Texte auszuwählen.
So gelingt es dem Autor, Wege in dieses Niemandsland zu skizzieren, ohne dass diese auf-dringlich wären oder Absolutheit beanspruchen. Gerade diese Offenheit macht den Band sehr wertvoll für das Reden über Gott in unserer Zeit.
Gott suchen und finden im Niemandsland
von Reblaus, 26. Mai 2015
Der Titel macht neugierig und verlangt eine Erklärung. Der biblische Gott, so sagt der Autor, "ist in Besitz von keinem. Deshalb gehört auch das "Land", in dem wir ihm begegnen, niemandem".
Was ist damit gemeint? Gott ist absolut, losgelöst von allem, deshalb "ist er in Besitz von keinem", und das "Land" der Begegnung meint die Bücher der Hl. Schrift. In ihnen, die niemandem und damit allen gehören, offenbart sich Gott durch sein Wirken und sein Wort und ermöglicht so dem Menschen die Chance einer Begegnung.
Für den an einer solchen interessierten Leser konzipierte der Autor eine Vielzahl von Möglichkeiten, die er schlichtweg "Wege" nennt. Es sind "Wege zu sich selbst (11-31), "Wege im Niemandsland" (33-52), "Wege in der Nachfolge" (55-80), "Wege in der Kirche" (83-93). Die von ihm gesetzten Impulse innerhalb der Wege nennt er "Wegstationen" (9). Sie sollen den Leser anregen, durch Meditationen, z.B. über die Biographie eines Heiligen oder über das Leben biblischer Personen (56, 80), einen individuellen Zugang zu Gott zu finden.
Überraschend wie der Titel ist auch das Lay-out der Texte. Bis auf wenige Ausnahmen sind viele nur klein geschrieben, Interpunktionen fehlen bewusst. Wegen dieser Eigenheiten und des hohen Gehaltes der Texte wir dem Leser viel Konzentration abverlangt.