von Martin Zirkl, Buchhandlung HEYN, Klagenfurt/Celovec, 30. Juli 2015
Ein kleines Buch, in dem das Gute groß geschrieben wird: Es geht nicht in erster Linie um ein gemütliches Dasein, sondern um verantwortungsvolles, erfülltes Leben, das auch Tränen und Verwundungen annehmen kann. Sedmak, Theologe und Philosoph, bringt viele ermutigende Beispiele, am berührendsten das von Issa Grace, die nur 290 Tage lebte und doch viel Wunderbares auslöste. Wohl auch in jenen, die zu diesem anregenden Buch greifen.
Zwei Wege zum guten Leben
von Reblaus, 17. Juli 2015
Für den Autor ist es nicht selbstverständlich, ein gutes Leben zu leben. Welche Möglichkeiten sieht er, dieses Ziel zu verwirklichen?
Ein erster Schritt wäre, den Umgang mit sich selbst - er nennt ihn "Freundschaft mit sich selbst" - täglich zu überdenken (7). Diese Selbstkontrolle meint aber nicht nur, zu akzeptieren wer man ist und wo man seinen "Platz im Leben" (69) fand, vielmehr sollte diese Freundschaft, die, so sagt der Mönch Thomas Merton, "eines der Hauptwerkzeuge des Hl. Geistes ist" (43), immer aufs Neue um ihres Wachstums willen gepflegt werden. Ihr instrumenteller Charakter äußert sich in der Suche nach dem Guten schlechthin. Hier beginnt der zweite Schritt auf dem Weg zum guten Leben.
Auf die Frage, was das Gute sei, antwortet der Autor z.B.: "das Gute ist das, wofür es sich zu leben (sterben, leiden) lohnt" (49). Gleichzeitig räumt er aber auch ein, dass das Gute ganz individuell empfunden werden kann (ebd.). Daher hat die Option "das Gute leben" für jeden Menschen eine besondere Bedeutung.
Der Autor erwähnt nun auch Gefahren, die der Option entgegen stehen, lässt man sie zu. Er zitiert Johannes Cassian (5. Jahrhundert), der diese Gefahren "Fehlhaltungen der Seele" nennt (88). Cassian denkt an Stolz, Gier, Zorn, Maßlosigkeit (ebd.) Somit wird deutlich, wie verletzbar das Gute ist.
Der Wunsch nach einem guten Leben wird also vom Willen eines jeden Menschen beeinflusst. Erst gegen Ende des individuellen Lebens, rückschauend, kann gesagt werden, ob "die kleine Weile" ein gutes Leben war.
Es gelang dem Autor, seine Leser darauf hinzuweisen, was seiner Ansicht nach für ein gutes Leben bedeutsam ist: Die Freundschaft mit sich selbst und das Gute zu suchen und zu verwirklichen - diese beiden Momente sind für ihn unabdingbare Bausteine.