Auf und davon..
von Christian Groeger, 26. April 2015
Fünf Menschen brechen jeden Kontakt mit ihrem bisherigen Umfeld ab und beginnen ein neues Leben. Die Gründe hierfür, so unterschiedlich sie im Einzelnen auch gewesen sein mögen, haben doch gemein, dass sie aus einer Phase der höchsten nervlichen Anspannung resultierten. Auch eint die Verschwundenen eine nahe an Verrückheit grenzende Genialität.
Sei es ein ehemaliger Gymnasialprofessor, der nach zwanzig Jahren zufällig von einem seiner damaligen Schüler erkannt wird. Alpbacher, so der Name des Professors, ist nun als Historiker in der antiken Ausgrabungsstätte von Pompeji tätig. Die Gründe für sein plötzliches Abtauchen damals, schienen in der Präsenz einer neuen Schülerin in Alpbachers Klasse verborgen zu liegen.
Oder ein Doktor der Philosophie, der seinen ehemaligen Schulfreund zu sich ruft. Mit der Begründung ? ?Er sei todkrank und ihm bleibe nur mehr wenig Zeit?. Seinem großen Vorbild Ludwig Wittgenstein gleich, ging er vor Jahren nach Cambridge um dort seine Studien voranzutreiben. ?Sein Werk sei zwar so gut wie fertiggestellt, bloß die Katalogisierung und Veröffentlichung werde ihm wohl nicht mehr möglich sein?. Dies wäre also nun die Aufgabe seines Freundes, den, in England eingetroffen, eine gehörige Überraschung erwartet.
Im dritten, umfangreichsten Kapitel überredet ein von Geldsorgen Geplagter, sich ganz der Ornithologie verschrieben Habender, der die letzten Jahre auf einer kleinen britischen Insel verbracht hatte, seinen ehemals besten Freund dazu, sich auf nach Delphi zu machen, um dort ein ausgestorben geglaubtes Steinkäuzchen aufzuspüren, für dessen fotografischen Beweis eine hohe Geldsumme winkt. Der Auftakt für eine odysseenhafte Autofahrt von Wien quer über den Balkan.
Auch in den folgenden beiden Abschnitten stehen Menschen im Mittelpunkt, die ihr Leben ganz ihrer Leidenschaft untergeordnet haben und dieser manchmal auch erlegen sind.
Die fünf Erzählstränge des Romans sind, zumindest, lose miteinander verwoben. Manchmal wird die Verbindung mit nur einem oder zwei Sätzen angedeutet.
Wolfgang Popps Roman ist ganz große Literatur. Sprachlich überzeugend, sehr atmosphärisch und mit einprägsamen Figuren, sie an deren existenziellen Wendepunkten zeigend, bevölkert.
Absolute Leseempfehlung