Inhalt
Beschreibung
»Wer wir wären ist eine poetische Hommage an die Freundschaft und die Liebe. Norbert Kröll zeigt in seinem dichten Roman nicht nur die inneren Kämpfe seines Protagonisten, sondern auch, wie nahe Verdrängung und Konfrontation manchmal beieinanderliegen.« – stadtbekannt
Textauszug
»Kaffee?«, fragte er.
Ich nickte, während mein Blick den riesigen Raum durchmaß und dabei an etlichen Objekten hängen blieb.
»Bruno Gironcoli hat hier gearbeitet«, sagte Klaus, da er ein Fragezeichen hinter meiner Stirn erkannt zu haben glaubte. »Und nicht nur das. Er hat hier auch gelebt. Ach ja, nur zur Info, der Kaffee schmeckt fürchterlich. Willst du trotzdem einen?«
»Ja«, sagte ich. »Hauptsache, er wirkt.«
»Na dann, ich bin gleich wieder da.«
Ich schlenderte von einem Objekt zum anderen. Manche waren größer als ich, andere wiederum flach und breit, die einen aus Stein oder Metall, andere aus Styropor oder Wolle, manche schienen mehr oder weniger bereit, ausgestellt zu werden, anderen wiederum sah man deutlich an, dass sie noch viele Stunden an Bearbeitung benötigten. Klaus kam mit zwei braunen Plastikbechern zurück und stellte sich mir gegenüber.
»Daran arbeite ich gerade«, sagte er, reichte mir einen Becher und deutete mit dem Kopf auf eine Plastik. »Es ist noch nicht so weit. Da bin ich mindestens zwei, drei weitere Wochen damit beschäftigt.«
»Es schaut gut aus«, sagte ich.
»Nein«, sagte er, »tut es nicht.«
Er nahm einen Schluck Kaffee. Sein Hals spannte sich dabei an. Es wirkte auf mich, als wenn er beim Schlucken starke Halsschmerzen hätte. Ich tat ihm nach, nahm einen kleinen Schluck von der hellbraunen Brühe und kam nicht umhin, das Gesicht zu verziehen.
»Es ist wie mit diesem Kaffee«, sagte er. »Zu viel Zucker ist drin. Oder zu wenig. Oder die Milch ist schlecht. Oder besser gesagt: das Milchpulver. Oder die Qualität der Bohnen gibt nichts her. Oder sie wurden nicht richtig geröstet.«
»Ich finde es gut«, sagte ich.
»Du meinst den Kaffee?«
»Nein«, sagte ich und musste grinsen. »Der Kaffee schmeckt beschissen. Aber deine Arbeit, die finde ich schön.«