von Gaby Seiwald , 6. April 2018
Als Sohn von dem Berühmten Künstlerpaar August und Ada Stiegenhauer, wird auch Karl mit nicht mal 30 Jahren ein berühmter Künstler. Als sein Vater und dann seine Mutter sterben zieht er in dessen Haus am Leinsee. Dort lernt er das kleine Mädchen Tanja kennen, das von nun an sein Leben bestimmt.
Ein interessantes Debüt
von gaby2707, 20. März 2018
Der Künstler August Stiegenhauer hat sich das Leben genommen. Seine Frau Ada, eine ebenfalls gefeierte Künstlerin, liegt nach einer schweren Gehirn-OP mit wenig Überlebenschancen im Krankenhaus. Beider Sohn Karl, der sich ebenfalls in der Kunstwelt einen Namen gemacht hat, lerne ich auf der Zugfahrt zu seinem Elternhaus nach Leinsee kennen. Ein junger Mann, der nie die Liebe seiner Eltern erlangen konnte, früh ins Internat abgeschoben wurde und mir einen sehr einsamen Eindruck macht, dessen Eltern immer nur um sich selbst kreisten, steht nun in einem Haus voller Erinnerungen. Konsequent verbrennt er den gesamten Hausrat nach dem Tod der Mutter um sich wieder seiner Kunst zu widmen und vielleicht zu sich selbst zu finden.
Neben Karl taucht plötzlich die 8-jährige Tanja auf, die ihn ab jetzt stückweise begleitet, ihn zu inspirieren scheint. Seine Freundin Mara Schlüter, der ehemalige Vertraute seiner Eltern Torben Behning genannt Buddy Holly, Galerist Maximilian Raiken und wenige weitere Protagonisten tauchen immer wieder in Karls Leben auf. Bis zum Schluss kommt er mir fremdbestimmt und einsam vor.
Die meisten Personen bleiben für mich blass, anstrengend, und nicht allzu sympathisch. Ich kann ihre Handlungen teilweise nicht verstehen oder nachvollziehen. Alles ist mir etwas zu abstrakt. Alle leben in ihrer eigenen Welt zu der ich keinen rechten Zugang finde.
Trotzdem werde ich immer aufs Neue verblüfft. Sei es durch Tanja, die auf die absurdesten oder liebevollsten Ideen kommt, sei es durch Karl, der sich plötzlich befreien will und seinen Kunststil ändert. Die von ihm erschaffenen Skulpturen habe ich direkt vor Augen und sie verleiten mich, ebenfalls einen Blick hinein zu tun.
Vor allem aber ist es die farbige Ausdrucksweise der Autorin, die mich stark beeindruckt und fasziniert hat. Sie schafft es mit wenigen Worten so vieles auszudrücken, bringt vieles direkt auf den Punkt. Ihre bildhaften Beschreibungen werden mir immer wieder ins Gedächtnis kommen und präsent bleiben. Die poetischen Farbüberschriften der einzelnen Kapitel gefallen mir sehr gut und ich habe beim Lesen des Textes schon darauf gewartet, dass ich sie dort wiederfinde.
Gewürzt mit einer Prise Sarkasmus und einer Prise Humor liest sich das Buch leicht und locker weg. Trotzdem ist es eine Geschichte, die ich auf mich wirken lassen musste um mich darauf einlassen zu können.
Alles in allem ein interessantes, sprachlich geniales Debüt von einer Autorin, von der ich unbedingt mehr lesen möchte.
von , 7. März 2018
Ja eh, schön langsam wird’s fad mit den unbedingten, verpflichtenden Frühjahrleseempfehlungen. Aber es nützt halt nix. Auch dieses Buch gehört einfach gelesen. Und auch dieses Buch hat uns allen so eine riesige Freude bereitet, daß wir unsere Begeisterung einfach laut in die Welt rufen müssen ;-) Klar ist das taktisch nicht wahnsinnig klug, jedes besprochene Buch zur Pflichtlektüre zu erklären, geht aber diesmal nicht anders (siehe Einleitung ganz oben).
„Leinsee“ ist ein Debutroman, und es ist die Geschichte von Karl, Sohn eines exzentrischen Künstlerehepaares. Der Vater begeht in Aussicht des nahenden Todes seiner Ehefrau und Karls Mutter Selbstmord. In der Villa des Paares am idyllischen Leinsee. Daraus entsteht eine bezaubernde Geschichte um Karl und ein kleines Mädchen namens Tanja, das ihn durch die Jahre und dieses Buch begleitet.
Spannend, Traurig, Lustig, eine gefühlvolle Geschichte einer Beziehung voller Ecken und Brüchen - ein Buch zum Versinken! Leider Pflicht ;-)
Leinsee
von Barbara Kumpitsch , 27. Februar 2018
Mich haben die Gedanken des Künstlers fasziniert, wie er arbeitet und von welchen Gegenständen er sich inspirieren lässt. Die Eltern zu verlieren, nachdem sie nie ihre Rolle erfüllt haben, wirft den Protagonisten mehr aus der Bahn, als er glaubt. Ihre Abwesenheit im Haus bringt ihn näher an ihre Kunst und die Freundschaft zu dem 8-jährigen Mädchen, das plötzlich in seinem Garten auftaucht, gibt ihm Kraft, sich selber in seinem Kunstschaffen zu verwirklichen. Ein wunderschöner Roman über Eltern, über Kunst, über Freundschaft und über die Liebe. Und alles in eine wundervolle Kulisse am See getaucht, was will man mehr.