Die Abtei von Northanger Abbey
von Anja , 29. April 2019
„Kein Mensch, der Catherine Morland je als Kind gesehen hatte, wäre auf den Gedanken verfallen, daß sie zur Heldin geboren sei.“ Mit diesen Worten beginnt der Roman - so stellt Jane Austen ihre Heldin dem Lesepublikum vor.
Catherine liebt das Lesen, ihre Freizeit verbringt die junge Frau mit der Lektüre zahlreicher Schauerromane. Als sie in Bath in die Gesellschaft eingeführt wird macht sie viele neue Bekanntschaften, u.a. die des charmanten Henry Tilney. Prompt wird sie von dessen Schwester zu einem Aufenthalt auf dem familieneigenen Landsitz eingeladen, einem Herrensitz, der ursprünglich eine Abtei war. Catherine ist begeistert und meint, auf düstere Familiengeheimnisse zu stoßen, welche – verblendet von ihrer Lieblingslektüre – an Gruselfaktor kaum zu überbieten sind. Wer eine blühende Fantasie und jugendliche Naivität sein Eigen nennt, hat mit der Realität so manche Schwierigkeiten...
Jane Austen ist bekannt für ihre starken, selbstbewussten Frauenfiguren. Und das in Zeiten, in denen eine Frau anderes zu tun pflegte, als eine Meinung zu vertreten. Wenn also eine der klügsten englischen Autorinnen uns in diesem Fall eine naive junge Heldin gibt, um sich über die kursierende ‚Lesewut‘ des ausgehenden 18. Jahrhunderts zu mokieren, ergibt sich eine leichtfüßige, unterhaltsame Lektüre, die mit spöttischen Autorenkommentaren nicht spart und die Heldin doch ganz sie selbst sein lässt. Dieses Buch eignet sich perfekt für Jane-Austen-Einsteiger!