Halali
von Maxie Bantleon , 8. August 2023
„In meiner Abteilung war ich die Jüngste, Karin war nur ein halbes Jahr älter. Wie viele in unserer Generation hatte sie einen germanischen Vornamen. Meiner war besonders penetrant, denn meine Eltern hatten den seltenen Namen Holda ausgesucht.“
Zum Glück nennen sie alle nur bei ihrem Spitznamen: Holle – sogar ihre Enkelin Laura sagt nicht Oma, sondern Frau Holle zu ihr.
Inzwischen ist Holle über achtzig, und Abend für Abend erzählt die Großmutter ihrer Enkelin aus ihrer Jugend in den 1950er Jahren, als sie noch „Fräulein Holle“ war und zusammen mit ihrer Freundin Karin als Sekretärin im Innenministerium in Bonn angestellt war.
Diese relativ unspektakuläre, mitunter sogar langweilige Arbeit als „Tippse“ nimmt an Fahrt auf, als sich der ungeliebte Kollege Burkhard Jäger immer merkwürdiger verhält. Eines Tages beobachten ihn die beiden Mädchen bei einem konspirativen Treffen mit einem geheimnisvollen Unbekannten, und als dieser wenig später tot aus dem Rhein gefischt wird, beschleicht Holle und Karin der Verdacht: Der Jäger arbeitet als Spion für die DDR bzw. für die Russen!
Natürlich verstricken sich die beiden Freundinnen immer mehr in diese Affäre und sehen sich bald Mächten gegenüber, die vielleicht doch eine Nummer zu groß für sie sind – vielleicht aber auch nicht?!
Ingrid Noll zeichnet ein wunderbar altmodisches und zugleich charmantes Bild von den Nachkriegsjahren in Deutschland, von jungen Leuten, die bescheiden zur Untermiete wohnen und gegen den „alten Mief“ der Elterngeneration angehen, und vom aufkommenden Wirtschaftswunder.
Viele skurrile Nebenfiguren, der unverwechselbare Stil und der schwarze Humor machen „Halali“ zu einer amüsanten Urlaubslektüre für ein paar kurzweilige Stunden!
Schwarzer Humor
von Brigitte Geisler , 6. November 2017
In ihrem neuesten Roman erzählt Ingrid Noll die Geschichte der heute 82jährigen Holda die zusammen mit ihrer Enkelin im gleichen Hochhaus wohnt. Holda erzählt ihrer Enkelin gern aus ihrer Jugendzeit.
Sie arbeitete damals zusammen mit ihrer gleichaltrigen Kollegin Karin im Innenministerium in Bonn als Sekretärin.
Bei einem Spaziergang finden sie ein Briefkuvert mit geheimnisvollem Inhalt. Diese Begebenheit ist der Beginn einer Reihe von ungewöhnlichen Verkettungen. Die Freundinnen verstricken sich in unangenehme Situationen mit kriminellen Folgen.
Eine gelungene schwarze Komödie über Freundschaft und Liebschaft!
von Stefanie Besold-Eisner , 3. August 2017
Eine muntere Großmutter aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts tauscht sich mit ihrer coolen Enkelin der Jetztzeit über Jugendjahre in der so genannten Adenauer-Ära aus.
Oma Holda arbeitet gemeinsam mit ihrer besten und halbadeligen Freundin Karin in einem Bonner Ministerium, wohnt, wie die meisten Sekretärinnen (damals waren es noch „Tippsen“ und nicht wie heute Assistenten der Geschäftsführung), zur Untermiete. Karin lebt bei ihrer adeligen, aber verarmten und deshalb auf „möblierte Herren“ angewiesenen Tante in deren Villa. Und diese Herren sind eine sehr gemischte Gesellschaft. Spionierende Romeos sind darunter, Typen, die Spitzenhöschen stehlen, Naivlinge, die beim Beiseiteschaffen von Leichen Hilfe leisten. Dieses amüsante Zeitkolorit macht den Reiz der Lektüre von "Halali" aus. Ingrid Noll akzentuiert den Unterschied zum modernen Leben durch die Rahmenhandlung, in der die 82 Jahre alte Holda die ganze Geschichte ihrer Enkelin Laura erzählt, einer Betriebswirtin Mitte 20.
Die richtige Lektüre für den Sommerurlaub. Das Buch ist amüsant und spannend bis zur letzten Seite.