Eine zarte und außergewöhnliche Liebesgeschichte
von Nicole Koppandi, 22. Juli 2020
Das war wohl eine so außergewöhnliche, zarte und feine Liebesgeschichte, wie ich sie schon lange nicht mehr gelesen hatte.
Ada hat Angststörungen, gerade die Nacht macht ihr besonders Angst und sie befürchtet, dass der plötzliche Tod, wie auch immer, durch Krankheit, Unfall, Versagen des Herzens, sie ereilen könnte. Sie ist auch deswegen nicht in der Lage sich als Schauspielerin so richtig um ihre Jobs zu kümmern, also mangelt es hinten und vorn an Geld, sogar die Miete ist ausständig. Ihr Vermieter quartiert aus diesem Grund einfach seinen Enkel Juri in ihre Wohnung.
Anfänglich ist Ada total überfordert damit, geht es doch auch darum, diese Ängste vor anderen geheim zu halten (einmal schon hatte sie sich geöffnet, nie mehr wird sie das machen). Hat man jedoch einen Wohnungspartner lässt es sich nur schwer verbergen, dass der Alltag die reinste Kompensation ist, damit ja niemand merkt, dass man „nicht ganz normal“ ist.
Und dann gibt es doch die eine Person, die einen nimmt, so wie man ist, trotz aller kleinerer und größerer Macken (deshalb versteckt man diese ja), die man so hat, was man eigentlich fast für unmöglich hält.
Ich bin in diese Geschichte so richtig „reingefallen“ und fand sie einfach so schön. Der Roman hat alles, was ein gutes Buch braucht: eine Geschichte mit Sogwirkung, den richtigen Humor, keine Überzeichnungen oder Übertreibungen der Ängste der Protagonistin, die Handlungen sind nicht vorhersehbar bzw die Reaktionen darauf, der Schreibstil ist flüssig.
LESEEMPFEHLUNG
Wurfschatten
von Barbara Kumpitsch , 1. April 2020
Der Roman "Wurfschatten" der Schweizer Autorin ist schon 2013 erschienen. Mit "Der Sprung" wurde sie zum Shootingstar. Adamines Welt ist von Ängsten geprägt. Diese Ängste sind extrem nachvollziehbar, sobald man sich in ihrer Wohnung eingelebt hat. Denn die ganze Wand ist mit Bildern bestückt, die alles symbolisieren, das zum Tod führt. Nichts mehr bekommt sie auf die Reihe, nicht mal das Atmen. Und dann wird ihr ein junger Mann in die Wohnung gesetzt, da sie ihre Miete nicht mehr bezahlt hat. Als gelernte Schauspielerin weiß sie sich eine Weile zu helfen. Es macht dermaßen Spaß, mitzubekommen, wie die beiden interagieren, Simone Lappert erschafft Szenen, die die Literaturwelt noch nie gesehen hat. Und diese Welt ist voller kleiner Wunder.