Bienen als bessere Gesellschaft
von Petra, 22. Oktober 2019
Klappentext:
Januar 1944: Während über der Eifel britische und amerikanische Bomber kreisen, gerät der wegen seiner Epilepsie nicht wehrtaugliche Egidius Arimond in höchste Gefahr. Er bringt nicht nur als Fluchthelfer jüdische Flüchtlinge in präparierten Bienenstöcken über die Grenze, er verstrickt sich auch in Frauengeschichten
Meinung:
Diese Tagebuchform verführt zu mehr lesen, denn die kurzen Kapitel vermitteln eins geht noch, dann machst du was anderes.Gleichzeitig kann man leichter über das Gelesene nachdenken denn es sind nicht zuviel Informationen auf einmal
Die Mischung aus dem Tagesgeschehen vom 1944 und den Textfragmenten aus dem Kloster machen es interessant,obwohl es ein ruhiges Buch ist, trotz des Krieges und die Angst wegen der Epilepsie ermordet zu werden. Gleichzeitig erfährt man vom Ich-Erzähler viele Einzelheiten über die Bienenzucht und das Verhalten der Tiere. Tatsachen die anscheinend so alt wie die Menschheit sind.
Eine Randnotiz ist für mich persönlich dass mir die Bienen sympathisch geworden sind obwohl ich eine sehr starke Allergie gegen Insektenstiche habe und daher viel Angst vor stechenden Insekten.
Solche Bücher gibt es viel zu selten. Es nimmt den Leser mit in eine andere Umgebung mit anderen Menschen die aber trotzdem nicht fremd sind.
Es beschreibt eine grauenhafte Zeit ohne erhobenen Zeigefinger oder brutale Einzelheiten. Die Beschreibung des Alltäglichen reicht aus.
Das Buch ist zu Recht auf der Shortlist und wäre ein würdiger Preisträger gewesen
Winterbienen
von Barbara Kumpitsch , 5. September 2019
Wieder wurde Norbert Scheuer für die Shortlist des Deutschen Buchpreises nominiert. Diesmal hat er ein Thema gefunden, bzw. es wurde ihm regelrecht von seinen Nachbarn in der Eifel aufgezwungen, das seine Vorfahren betroffen hat. Wenn ich mir das Cover ansehe, höre ich immer noch das Summen der Bienen. Auch die Winterbienen sind ständig in Bewegung, auch im Winter, und auch im Krieg. Der Krieg in der Eifel, nahe der belgischen Grenze, berührt sie nicht. Umso mehr leidet Arimond unter der ständigen Bombardierung und unter den Flugzeugen, die den Luftraum beherrschen. Außerdem schmuggelt er in seinen Bienenstöcken jüdische Flüchtlinge über die Grenze. Vorher versteckt er sie in den Stollen und Höhlen, die es in seiner Nähe gibt. Immer spannender wird die Erzählung, Arimonds Tage mit seinen Bienen erzeugen im Leser den Wunsch nach einer Zukunft ohne Krieg.
Der Bienenzüchter der Eifel
von yellowdog, 25. August 2019
Der Roman ist sprachlich außerordentlich fein gestaltet. Es gibt genaue landschaftliche und situative Beschreibungen. Jeder Satz ist ausgearbeitet und doch ist das ganz im Fluss! Ein Fest für die Leser, die Literatur lieben.
Erzähler ist Egidius Arimond, ein ehemaliger Lehrer, der jetzt Bienenzüchter in der Eifel ist und gelegentlich verfolgte Juden über die Grenze bringt. Aufgrund seiner Epilepsie befindet er sich in einer isolierten Grenzsituation. Er wurde deswegen auch nicht in den Krieg eingezogen und ist somit einer der wenigen Männer mittleren Alters, die in der Umgebung noch da ist. Er ruht sehr in sich selbst, doch die Angst, dass die Krankheit schlimmer wird oder er keine Medikamente mehr bekommt ist ebenfalls da. Je mehr sich die Kriegszeit dem Ende nähert, desto chaotischer wird es.
Zwischendurch gibt es Abschnitte aus Fragmenten eines seines Vorfahren, eines Mönches aus dem 15.Jahrhundert, dessen Texte Egidius aus dem Latein übersetzt. Das sind interessante Passagen..
Norbert Scheuer hat eine metaphernreiche, bildmächtige Sprache, die sich aber gleichzeitig erstaunlich zurücknimmt und von Lakonie bestimmt ist. Sehr überzeugend!