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von Gudrun Gaber, 13. Oktober 2017
Was für ein herrliches tiefgründliches kleines Buch - schöne Sprache!
beglückend schöne Theorie
von HEYN Leserunde Petra Hesse, 30. Juni 2017
Die Erzählung von einem "Festtag", dem Muttertag 1924, an dem auch Hausmädchen frei bekamen, schildert einen strahlend sonnigen Frühlingstag, der Liebe und Tod auf einander treffen lässt - eine Liebesgeschichte ist dieses Buch auch. Ebenso ein Sittenbild des ländlichen, verarmten England nach dem I. Weltkrieg. Aber v. a. kreist das Erzählen um die Frage, wie Erleben und Erzählen aus einander entstehen und auf einander einwirken: Es kreist um das Verhältnis des Faktischen und der Fiktion sowie um ihre jeweils eigene, ganz spezifische Wahrheit. Einzelne Episoden der aktuellen Handlung werden von späteren Reflexionen der Heldin, aus deren Perspektive durchgängig erzählt wird, unterbrochen; ihre Ergänzungen der Vorgänge, die sie nicht selbst miterlebt hat, ihre (Re-)Konstruktion also nach den Kriterien von psychologischer Wahrscheinlichkeit und sachlicher Plausibilität sind immer wieder von aktuellen Schilderungen des Moments unterbrochen. "Der einfallende Abend, das Aprikosenrot, die diesig grün-goldene Welt - all das war unfassbar schön" (S. 131). So erhalten auch (eigentlich) theoretische Überlegungen für uns Leser_innen jene sinnliche Qualität, die derjenigen der erlebenden Protagonistin womöglich entspricht. Das Verhältnis von künstlerischer Begabung, Neugier und Bildung sowie erzählerischer Technik bleibt im Bilde der dreifachen Geburt letztlich ein wunderschönes Rätsel: Die Vollwaise Jane Fairchild kam zur Welt - sie erlebt DEN entscheidenden Tag ihres Lebens - sie findet eine Sprache zur Erzählung jenes Tages, der voll von sinnlicher Lust und dem Schmerz des Verlustes ist. Erzählen ist nicht Leben, aber ohne Leben kein Erzählen ... und wie verbindet frau diese Gegensätze im Medium der Sprache? Swift's "Festtag" ist ein opulentes Lehrbuch zum Schreiben- und auch zum Lesen-Lernen, eine langsam und festlich voranschreitende Hymne an das Rätsel des Erzählens.
Langsam ... schön
von HEYN Leserunde Dagmar Pfleger, 11. Mai 2017
Langsam, schön und vielleicht auch eine klitzekleine Spur von Flachheit ... vielleicht war es gerade das vermischt mit einer wunderbaren Sprache, das mich viel Freude beim Lesen empfinden ließ.
Ein schönes Buch
von Almut Nestelbacher, Buchhandlung HEYN, Klagenfurt, 8. Mai 2017
Mit toller Sprache und langsam, aber bestimmt führt uns Graham Swift durch einen Tag des Dienstmädchens Jane, der deren Leben völlig verändert. Ein wunderschönes ruhiges, aber auch hintergründiges Buch, das mich beglückt zurücklässt und noch lange nachhallt.
vorsicht flutscht beim lesen aus der hand
von HEYN Leserunde Volker Moser, 20. April 2017
der Versuch dieses Buch zu lesen scheitert an der Langatmigkeit mit der die Szenerien geschildert werden; ganz abgesehen von der Ausdrucksweise und den unglaublich langweiligen Passagen, die eine erotische Liebesbeziehung zwischen einem jungen Herren und einem Dienstmädchen aus einem anderen Haushalt beschreiben- ausser schlüpfrig nur seicht. Nicht empfehlenswert.
Zwischendurch steht die Zeit still
von HEYN Leserunde Barbara Lichtenegger, 18. April 2017
"Die Geschichte einer Frau und ihrer Leidenschaft" steht hinten am Buchumschlag. Durch das interessante Umschlagbild von Modigliani habe ich vor dem Lesen des Buches diese Leidenschaft als Leidenschaftlichkeit der Protagonistin Jane Fairchild gedeutet. Jetzt im Nachhinein interpretiere ich diesen Begriff eher als ihre sinnliche Hingabe, in ihrer heimlichen Liebschaft und später gegenüber ihrem Leben als Schriftstellerin.
Die Szene, in der Jane über viele Buchseiten hindurch unbekleidet durch das Anwesen ihres Geliebten streift, beeindruckt mich sprachlich am meisten. Graham Swift beschreibt Räume, Eindrücke und Empfindungen so anschaulich und detailreich, dass man Jane wie in einem Film durch das Haus begleiten kann. Zugleich scheint - besonders an dieser Stelle - die Zeit still zu stehen.
Ein tolles Buch!
von HEYN Leserunde Erika Liebminger, 18. April 2017
Die 90jährige Schriftstellerin Jane Fairchild erinnert sich an einen Tag vor fast 70 Jahren, der ihr ganzes Leben verändern sollte.
Es ist Muttertag im März 1924 und die Dienerschaft der Herrenhäuser in Berkshire hat frei um ihre Familien zu besuchen. Jane, ein Dienstmädchen, hat eine Verabredung mit Paul Sheringham, einem jungen Nachbarn aus der Oberklasse, wie schon seit sieben Jahren, nur an diesem Tag treffen sie sich in seinem Haus. Es ist das letzte Mal, denn Paul wird in zwei Wochen heiraten.
Was Graham Swift aus dieser Geschichte macht ist beeindruckend. Obwohl manchmal mit recht derben Ausdrücken, erzählt er fantasievoll und warmherzig von dieser Begegnung und ihrem unerwarteten Ende. Ein tolles Buch für ein Wochenende.
Ein Tag - ein Leben
von HeynLeserunde Marianne Schaffer-Schellander , 11. April 2017
Obwohl dieses Buch sein eigenes langsames Tempo hat und scheinbar nur von einem Tag erzählt , liegt darin die Dramatik, die ein ganzes Leben bestimmt.
Die feine Sprache des Autors, die zum Nachspüren einläd, bedient sich unterschiedlicher zeitlicher Perspektiven und erzeugt eine anhaltende Spannung. Ein empfehlenswertes Buch für aufnahmefähige Leser.
Ein Tag, der alles verändert
von HEYN Leserunde Nicola Strahl, 11. April 2017
Es gibt sie, diese Tage im Leben, die einem immer in Erinnerung bleiben und die das weitere Leben entscheidend prägen.
Von so einem wundersamen Tag handelt dieses Buch und entführt den Leser mit einer sehr sinnlichen Sprache in die frühen 20er Jahre, wo es noch große Standesunterschiede gab.
Für mich ein außerordentlich lesenswertes Buch!
Schade, dass aus dem Büchlein kein Buch wurde
von Heyn Leserunde Elisabeth Del Carlo, 11. April 2017
Schade, dass sich der Autor nicht die Mühe gemacht hat einen wirklichen Schmöker zu schreiben.
Die Story hätte das Potential dazu gehabt: Armes Waisenmädchen hat als Dienstmädchen ein Verhältnis mit Mann aus gutem Haus, dieser soll eine reiche Erbin heiraten, stirbt allerdings nach einem Unfall ( er war zu schnell, weil er nach einem Treffen mit der Protagonistin zu spät dran war und daher vermutlich zu schnell mit dem Auto), Dienstmädchen wird erfolgreiche Schriftstellerin.
Viel mehr an Inhalt gönnt uns der Autor nicht. Dabei wäre die Enwicklung der Protagonistin im England des 20. Jahrhunderts, die Geschichte beginnt 1924, mit den Auswirkungen der beiden Weltkriege, dem Aufstieg einer jungen Frau in einer von Klassenunterschieden geprägten Zeit durchaus interessant gewesen.
Die Sprache allerdings ist sehr schön, durchaus poetisch, die Übersetzerin hat sehr gute Arbeit geleistet.