Wenn das "Glück auf!" zu Ende geht - ein großartiger Berbau-Roman
von OWI, 14. Juni 2021
Welch ein Buch! Chalandon schreibt eine Geschichte von Schuld, Verdrängung, Sühne und Rache. Vor allem aber ist es ein Lobgesang auf die untergegangene Welt des Bergbaus und damit sein Abgesang. Er spielt im nordöstlichsten Zipfel Frankreichs im ehemaligen Steinkohle-Revier des Departement Nord. Ich kenne die Region ein bisschen und habe sie beim Lesen des Romans vor Augen gehabt, diese Abraumkegel, die zu den einzigen Erhebungen im ansonsten flachen Land geworden sind.
Es geht um die harte Arbeit der Kumpels, die ständige Gefahr und um ein großes Grubenunglück (dieses hat tatsächlich stattgefunden - Chalandon widmed den Roman den 42 Toten, die er in seiner Widmung namentlich anführt) und um das damit verwobene persönliche Unglück der Hauptfigur Michel. Und um eine völlig überraschende Wende der Geschichte...
Am Tag davor
von Unsere Magazin Redaktion , 6. Dezember 2019
Michel kehrt zurück in seine nordfranzösische Heimat, wo sich vor 40 Jahren eine Bergwerkskatastrophe ereignete: 42 Kumpel starben hier 1974, darunter Joseph, Michels älterer Bruder. Er ist gekommen, um endlich Rache zu nehmen, an den Verantwortlichen, die nie zur Rechenschaft gezogen wurden. Dichten heißt in diesem Buch Gerichtstag halten. Chalandon tut dies mit empathischer Leidenschaft und kühler Reflexion zugleich: politisch engagiert, literarisch fesselnd.