Unbedingt lesen!
von Nicole Koppandi, 16. August 2020
Der Gender Data Gap ist jener Bereich der Datenerfassung, der Frauen nicht berücksichtig - den hat sich Caroline Criado-Perez genauer angesehen (mit Studien belegt) und festgestellt, dass Datenerhebungen hauptsächlich von Männern ausgehen. Jedoch wenn Männer die Norm der Mensch darstellen, wirkt sich dies sehr zum Nachteil der Frauen aus. Frauen sind nicht kleinere Männer, sie bilden die Hälfte der Menschheit und dies wird oft nicht berücksichtigt. Ungerechtigkeiten hinsichtlich Bezahlung und Machtverteilung sind kein neues Thema und allgemein bekannt.
In diesem Buch geht es um die „Kleinigkeiten“, auf die vergessen wird und diese reichen dann weit in den Alltag von Frauen. Die Autorin macht klar, dass auf Frauen nicht immer absichtlich „vergessen“ wird, sondern, wie der Titel dieses Buches schon sagt, sie sind UNSICHTBAR und werden daher nicht mitgedacht und sind auch nicht mitgemeint – sie sind eine Randerscheinung, fast eine Anomalie der männlichen Norm.
Besonders spannend fand ich, dass aufgrund von Stereotypen, Klischees, Zuschreibungen, der kaum vorhandenen Datenlage sich auch mit Algorithmen und Künstlicher Intelligenz nichts ändern wird, denn auch diese werden überwiegend von Männern programmiert.
Ich fand das Buch faktenreich und sehr informativ und habe mit großem Staunen gelesen, wo Verbesserungen stattfinden könnten, wenn schon bei der Datenerhebung an Frauen gedacht werden würde, dafür werden hier unzählige Beispiele angeführt.
Unbedingt lesen!
von HEYNi Martin Zirkl , 6. April 2020
Verständlich und gut recherchiert beschreibt Criado-Perez anhand vieler Beispiele aus Alltags- und Berufsleben, dass nach wie vor Männer die "Norm" darstellen - und Frauen übergangen werden. Verständlich auch, dass frau dagegen engagiert Stellung bezieht.
Sachlicher Zugang zu einem emotionalen Thema
von Bellis-Perennis, 16. März 2020
Die Journalistin und Autorin Caroline Criado-Perez beschreibt sachlich und mit Humor, wie durch typische Vorurteile und Vereinheitlichung der Sprache die Mehrheit der Erdbevölkerung ignoriert wird, nämlich die Frauen.
Frauen stellen die Mehrheit der Einwohnerschaft der meisten Länder und werden dennoch nicht wahrgenommen. Warum? Diesem Phänomen geht sie in sechs Themenbereichen nach. Diese sind:
Alltagsleben
Arbeitsplatz
Design
Medizin
öffentliches Leben
Katastrophen
Anhand von zahlreichen Bespielen erklärt sie, dass so manche Fehlplanung einfach dadurch passiert, weil die Auftraggeber (meist männlich dominierte Regierungen) die betroffenen Frauen nicht fragen. So wurden nach Naturkatastrophen wie nach dem Tsunami oder dem Hurrikan Katrina schnell Häuser errichtet, doch, weil Männer selten kochen und die Frauen nicht gefragt wurden, hat man diese Häuser ohne Küchen errichtet.
Arbeits- und Schutzbekleidung wird ohne Anpassung an die weibliche Anatomie hergestellt. Man produziert sie einfach nur ein paar Nummer kleiner. Frauen sind aber keine kleinen Männer! Dass bei unpassender Schutzkleidung für Polizistinnen oder Soldatinnen die Schutzfunktion verloren geht, bedenkt hier niemand. Allerdings, welchen Aufstand würde es geben, wenn Hosen produziert würden, die Männer an ihren intimen Stellen zwicken und zwacken würden?
Auch manche gesellschaftspolitischen Traditionen gehen zu Lasten der Frauen: Weil sich die (muslimischen) Frauen eher in den Häusern aufgehalten haben, sind in Sri Lanka während des Tsunami viermal mehr Frauen gestorben als Männer. Sie konnten sich nicht mehr in Sicherheit bringen, weil sie einerseits die Warnung nicht hörten (keine Radio) und zweitens weil es ihnen häufig verbieten ist, ohne männliche Begleitung in die Öffentlichkeit zu treten.
Auch auf medizinischer Ebene geraten Frauen ins Hintertreffen. So gibt es erst seit Kurzem Lehrstühle für „Gender Medicine“, in denen die unterschiedlichen Wirkungsweisen der Medikamente aauf Frauen untersucht werden. Frauen haben ein weitaus höheres Risiko an einem Herzinfarkt zu sterben als Männer. Einfach deswegen, weil die Symptome anders sind und deshalb nicht als Herzinfarkt erkannt werden.
Für Studien an Frauen werden nicht so leicht Forschungsgelder locker gemacht als für Studien an Männern, obwohl der Markt riesig wäre.
Meine Meinung:
Die Autorin schreibt sachlich und streut auch immer wieder ein paar humorvolle Kommentare ein. Das Buch ist leicht zu lesen und nicht von (unnötiger) Fachsprache überladen.
Die Autorin verzichtet auf den vorwurfsvollen Ton mancher Feministinnen. Manche Dinge sind eben leider seit langem Tradition, die nur langsam aufgebrochen werden kann. Manches ist unbewusst und ohne böse Absicht. Allerdings ließen sich doch einige Dinge leicht ändern: So könnten in Schulbüchern die Stereotypen verändert werden. Statt ausschließlich männliche Wissenschaftler wie Einstein & Co. zu nennen, wäre es an der Zeit weibliche Wissenschaftlerinnen wie Renée Schröder etc. vor den Vorhang zu bitten.
Das Buch ist penibel recherchiert. Manches, was bis lang nur ein „dumpfes Gefühl“ war, hat die Autorin durch Hard Facts und Zahlen untermauert.
Sehr gut gefällt mir, dass die Autorin nicht jammert, dass die Gleichberechtigung noch nicht in allen Bereichen des Lebens angekommen ist. Stattdessen macht sie ganz konkrete Vorschläge, wie es besser gemacht werden kann. Man braucht „nur“ die Frauen fragen, ihren Antworten zuhören und entsprechend handeln. Ich bin von ganzem Herzen überzeugt, dass sich z.B. der Wohnbau nicht verteuert, wenn man die Küche als zentralen Raum plant, anstatt sie an das Ende der Wohnung verbannt.
Man kann es nicht oft genug sagen und schreiben: Nutzt die weibliche Perspektive, nutzt die Ideen der größeren Hälfte der Bevölkerung!
Fazit:
Die sachliche Darstellung ohne Polemik, dazu zahlreiche Beispiele, die gut zum besseren Verständnis beitragen, lassen mich diesem Buch 5 Sterne und eine Leseempfehlung geben.