Entzückende Liebesgeschichte
von PFIFF, 23. Februar 2013
Ein Junge aus einer armen Fischerfamilie in einem sizilianischen Dorf nimmt einen Job als Ziegenhirte in den Bergen an.
Er fühlt sich fremd. Ihm geht das Meer ab mit seiner salzigen Luft. Er muss seine Essgewohnheiten umstellen. Der Geruch der Ziegen , der Wassermangel, die Einsamkeit. Alles Dinge, an die er sich langsam gewöhnen muss.
Eine der Melkerinnen raubt ihm seine Jungfräulichkeit. Als sie gegen eine ältere Frau ausgetauscht wird, gehen ihm ihre Zärtlichkeiten ab.
Eine der Ziegen überrascht ihn durch ihre Zutraulichkeit. In Ermangelung menschlicher Ansprache wählt er sie als Gefährtin, beschützt sie vor paarungswilligen Böcken, kuschelt sich in der Nacht neben sie und hält es für eine Aufforderung, als sie sich ihm mit dem Hinterteil präsentiert. Er verliebt sich in sie und behandelt sie wie eine Gefährtin.
Camilleri erklärt und beschreibt das Verhältnis des Jungen so feinfühlig und verständnisvoll, dass der Leser nicht unangenehm berührt ist, im Gegenteil, er fühlt mit und ist gerührt.
Der junge Hirte bewährt sich, ist ehrlich und fleissig.
Als der Junge genug Geld verdient hat, damit sein Vater ein eigenes Fischerboot kaufen kann, kehrt er zurück an die Küste, genießt das Meer, den Fischfang und seine Familie.
Als er auf Wunsch seines Padrone befördert wird und zurück auf die Alm kommt, kann er gerade noch verhindern, dass seine Ziege, die inzwischen zu einem Skelett abgemagert ist, geschlachtet wird. Er päppelt sie wieder auf.
Die Tochter seines reichen Arbeitgebers kommt mit ihrer Zofe, um an einem nahe liegenden See Erholung zu finden. Es entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen ihr und dem Jungen, nicht zuletzt durch die beiderseitige Zuneigung zu der kleinen Ziege.
Bei einem Bootsunglück ertrinkt das Zicklein, der Junge rettet das Mädchen.
Wieder zurück im Dorf erkrankt das junge Mädchen und die Hoffnung auf eine Genesung schwindet. Ihr Vater lässt den Jungen holen. Ihm gelingt es, ihren Lebenswillen wieder zu wecken. Da das Mädchen wegen eines Geburtsfehlers hinkt, hat sich ihr Vater damit abgefunden, dass ihre Heiratschancen gering sind. So ist er glücklich, dass sie den hübschen, tüchtigen Jungen liebt und gibt sie ihm zur Frau.
In der Beschreibung der Hochzeitsnacht erlebt der Leser eine große Überraschung und versteht, was die beiden jungen Eheleute verbindet.
Dieses Buch bestätigt das ungeheure Schreibtalent Camilleris, seine Feinfühligkeit mit dem Umgang von heiklen Themen. Bei ihm wirkt alles selbstverständlich und richtig.und gehört unbedingt in eine Bibliothek, in der schon einige Camilleris stehen.