Geld macht auch nicht glücklich
von rewa, 16. Oktober 2016
Was macht man mit 24 Millionen ? Gewinn? In dem Kriminalroman,, Einsamkeit des Bösen`` von Herbert Dutzler stellt sich diese Frage Alexandra, die bereits als Kind lernen musste, wie grausam das Leben sein kann.
Interessant bei dem Roman ist immer wieder der Wechsel der Erzählstränge in die Vergangenheit und in die Gegenwart wo sich die Römischen Zahlen auf die Kapitel beziehen, in denen es um die Kindheit und die Jugend der Protagonistin geht und die arabischen auf jene, in denen ihr Erwachsenenleben dargestellt wird.
Als Kind erzählt Alexandra, genannt Xandi, in kindlicher Naivität ihr Leben mit ihren zwei Brüdern und ihren Eltern. Ihr Bruder Walter, der ekelhaft und grob zu seinen Geschwistern ist, steht im Gegensatz zu seinem sensiblen Bruder Tobi, der es als Bettnässer nicht leicht hat. Xandi hingegen die als ,,kleine Hausfrau´´ nicht nur wäscht und kocht und ebenso unter ihren alkoholsüchtigen und brutalen Vater leidet wie ihre Mutter, muss schon früh lernen, sich im Leben durchzuschlagen. Als ihr Vater stirbt, scheint ein neues Leben für alle zu beginnen.
Dass man mit Lügen und Unwahrheiten sich selber das Leben schwer machen kann, muss sie in ihrer Jugend schmerzhaft erkennen. Aber sie hat auch gelernt sich durch zu setzen und wer sich ihr in den Weg stellt hat mit Konsequenzen zu rechnen.
Die Kindheits- und Jugenderinnerungen, in der ICH- Form geschrieben, sind so intensiv, eindringlich und einfühlsam , dass man in jeder Szene mitleidet, wütend wird und einfach neugierig ist, wie das Leben von Xandi und ihrer Familie weitergeht.
Alexandra ist mittlerweile Lektorin, hat zwei Kinder und lebt mit ihrem Mann Anton einfach so dahin. Bis der Millionengewinn kommt und das bisherige Leben total auf den Kopf stellt. Plötzlich ist nichts mehr wie vorher. Trotz Beratung der Lotteriegesellschaft wie man sich nach einem großen Gewinn verhält, läuft vieles schief. Plötzliche Freunde tauchen auf, zwischen Alex und ihrem Mann kommt es immer wieder zu Streitereien und selbst die Kinder geraten in Situationen, in denen sie nicht gerade glücklich sind.
Alex merkt, wie belastend dieser Millionengewinn für die ganze Familie ist und wie viele Kompromisse man plötzlich schließen muss. Sie fühlt sich von ihrem Mann und den Kindern missverstanden und überflüssig und als sie entdeckt, dass Anton sie betrügt, reift in ihr ein tödlicher Plan heran.
Die Geschichte der erwachsenen Alexandra lässt einen als Leser kaum die Möglichkeit in Ruhe durch zu schnaufen, weil es Schlag auf Schlag weiter geht mit Hass, Vorwürfen und spannenden Gedankengänge. Man ist hin und hergerissen ob man Mitleid oder Verachtung für Alexandra empfinden soll.
Die Szenen, die in Amerika spielen sind sehr bildhaft beschrieben und man bekommt dabei richtige Urlaubsgefühle. Da hier aber einige Sätze in Englisch geschrieben sind, würde ich zur Sicherheit eine deutsche Übersetzung anfügen.
Der Roman ist spannend, lässt aber doch einige Fragen offen, wo man einfach darüber hinweg sehen muss, wenn man nicht unbedingt alles hinterfragen möchte. Nur zur Warnung für Leser die kein offenes Ende möchten, dieser Roman hat eines. Ob es eine Fortsetzung gibt, ist leider nicht bekannt.