Chikago
von Barbara Kumpitsch , 19. September 2017
„Das Fell der Tante Meri“ habe ich schon mit Begeisterung gelesen, doch „Chikago“ ist meiner Meinung nach das bisher beste Werk der jungen österreichischen Autorin. Sie hat es geschafft, die Gegenwart mit der Vergangenheit zu verbinden und ihren Schreibstil noch mehr zu verknappen. Theodora Bauer erzählt eine Geschichte, die gleich nach dem Untergang des Kaiserreichs einsetzt, in einem kleinen Dorf an der österreich-ungarischen Grenze. Feri, Katica und Anica verbindet das Schicksal und sie wandern nach Amerika aus. Doch ist es dort viel besser? Haben sie etwas zurückgelassen, das sie in Chicago nicht finden werden? Vielleicht doch die Heimat? Und ist eine Rückkehr noch möglich, vor allem kurz vor dem 2. Weltkrieg? Dieser Roman ist für diejenigen geschrieben, die auch auf der Suche nach einem besseren Leben sind! Unbedingt lesen!
Chikago
von , 12. September 2017
Chikago.
Von Theodora Bauer
Roman. Verlag Picus
Nun. Ja! Ich habe schon öfter Theodora Bauer zugehört, wie sie aus ihrem Buch "Chikago" vorgelesen hat. Ja! Ich habe auch schon kurz reingelesen gehabt. Beim Büchertisch.
Ja! Ich gestehe. Nicht mehr.
Bis jetzt.
Am Wochenende. Auch eine Buchhändlerin im Schulbuchbeginnstresswahnsinn braucht Phasen der Kontemplation. Man zwingt sich zum Nichtstun. Weil. eh schon wissen. Man muss auch einmal ein bißchen eine Ruhe geben. Also was tun. Rauf auf die Couch, rein in die Decken und Pölster. Sehnsüchtig, lüstern schauen auf den Tisch. Dort der Stapel der "Die will ich noch lesen" - Bücher.
Ein Griff. Es ist Chikago. Buch aufgeschlagen.
Ja! Und dann war es um mich geschehen.
Dieser inständige Ton des Perfekt (Vergangenheitsform), diese undurchdringliche Einfachheit, ja Banalität des Landlebens, unterspickt mit einer Tiefgründigkeit, mit eine Feinsinnigkeit und einem Einfühlungsvermögen, dass ich mich wundere, wie so ein junges Mädchen schon (Theodora) in diesem Alter sich so hineinversetzen kann. In diese Menschen, die vor langer Zeit.
Es hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen. Leider hat man auch noch ein Umfeld. Man muss auch einmal mit Familie reden, mit Hunden spazieren gehen, sich sozial verhalten. Danach wieder in die Geschichte hinein - und sonntags - endlich wieder: Couch, Decke, Pölster, Hund in der Kniekehle. Perfekte Lesehaltung.
Absinken, Versinken, Bilder, dann aus.
Also: ich würde es an Ihrer Stelle lesen.
Ihre Herta Emmer
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