Grado im Nebel
von dorli, 1. Mai 2018
Grado. Der kleine Ort an der Nordküste der Adria wird erneut von einem Mord erschüttert. Die Spurenlage dieses neuen Falls ähnelt einer Mordserie, die als abgeschlossen galt, da der geistig behinderte Toto Merluzzi alle Taten gestanden hatte. Obwohl Toto spurlos aus der psychiatrischen Klinik, in der er auf seine Verhandlung warten sollte, verschwunden ist, werden Zweifel an seiner Täterschaft laut und Commissaria Maddalena Degrassi und ihr Team ermitteln entgegen der Anweisung von Commandante Scaramuzza auch in andere Richtungen…
„Grado im Nebel“ ist der dritte Fall für Maddalena Degrassi und eine unmittelbare Fortsetzung der Ereignisse aus dem zweiten Teil der Reihe. Auch wenn Vorkenntnisse aus „Grado im Dunkeln“ für das Verständnis dieses Krimis nicht unbedingt vonnöten sind, halte ich es für ratsam, die Fälle in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den Lesegenuss dieser spannend erzählten Geschichte noch erhöht.
Andrea Nagele hat einen flüssig zu lesenden, sehr mitreißenden Schreibstil - schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt nicht nur die Ermittlungen, sondern auch die persönlichen Probleme sowie das Miteinander und Gegeneinander der Akteure hautnah mit.
Die Autorin stellt ihre Figuren interessant und vielschichtig dar. Es gelingt ihr ganz hervorragend, dem Leser die Gedanken und Gefühle ihrer Akteure zu vermitteln. Indem sie den Krimi nicht nur aus Sicht der Ermittler erzählt, sondern die Handlung aus vielen unterschiedlichen Perspektiven präsentiert, bekommt man einen guten Einblick in die Ansichten und Beweggründe aller Mitwirkenden.
Der Kriminalfall ist durchweg fesselnd. Unvorhergesehene Ereignisse - wie Maddalenas schwerer Unfall mit ihrer Moto Guzzi oder der fast mit einer Katastrophe endende Alleingang ihres Kollegen Arturo Fanetti - lassen die Handlung immer dramatischer werden und halten die Spannung auf einem hohen Level.
„Grado im Nebel“ hat mir sehr gut gefallen – ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige, spannende Unterhaltung bietet.
Spannend bis zur letzten Seite
von Bellis-Perennis, 24. April 2018
Dieser dritte Krimi rund um Commissaria Maddalena Degrassi schließt nahezu nahtlos an den Vorgänger „Grado im Dunklen“ an.
Obwohl Toto Merluzzi auf Grund seines Geständnisses im Gefängniskrankenhaus auf seinen Prozess wartet, gibt es weitere Überfälle auf Frauen.
Sind die Zweifel an Totos Täterschaft, die Commissaria Degrassi seit der Verhaftung plagen, berechtigt?
Doch dann entwischt Toto aus dem Krankenhaus und die Lage spitzt sich zu.
Während sich Toto zu seinem Priester durchschlägt, muss Maddalena nicht nur gegen die Zeit, sondern auch (wieder einmal) gegen ihren bornierten Vorgesetzten, Commandante Scaramuzzi“ ankämpfen.
Meine Meinung:
Geschickt führt uns Autorin Andrea Nagele in die Irre. Dass wahrscheinlich Toto nicht der Täter kann, hat der geneigte Leser schon im Vorgänger vermutet. Doch wer ist es dann? Wir verfolgen mit den Ermittlern eine heiße Spur.
Diesmal bekommen wir Leser auch viel von der Psyche eines Opfers mit: Ginevra Missoni wurde von dem Täter vergewaltigt, hat aber, im Gegensatz zu einigen anderen Frauen, überlebt. Einfühlsam wird geschildert, wie schwierig es für Ginevra ist, wieder im Alltag Fuß zu fassen.
Andrea Nagele gelingt es, sowohl bei der Darstellung von Ginevra und ihren Ängsten als auch bei psychisch kranken Toto, ihre große Erfahrung als Psychotherapeutin auszuspielen. Bei Toto kann man die Angst, dass man ihm „den Schädel aufbohrt“ wirklich körperlich spüren. Dabei soll er doch nur mittels EEG untersucht werden, woher seine (möglicherweise) epileptischen Anfälle kommen. Dass er just in dem Moment kollabiert, als Degrassi ihn verhört, ist bestimmt dem gesunden Selbstschutz seiner labilen Psyche geschuldet. Ich kann mir gut vorstellen, dass es auch für die behandelnden Ärzte schwierig ist, herauszufinden, wieviel Toto versteht. Wahrscheinlich mehr als sie glauben, denn auf manches reagiert er ja unwirsch und will nicht für ein kleines Kind gehalten werden.
Vermutlich hätte man Toto mittels kindlicher Frühförderung und ohne das Sedieren mit Medikamenten durch seine Schwester, schon viel früher in einen besseren Zustand bringen können.
Eine größere Rolle spielt diesmal Degrassis Mitarbeiter, Arturo „Legolas“ Fannini. Langsam tritt er aus dem Schatten seines Wahlonkels Scaramuzzi heraus – die Entwicklung gefällt mir.
Ganz schön gewagt von Ginevra und Arturo, auf eigene Faust zu ermitteln!
Spannend auch der Motorradunfall von Maddalena. Dass sie sich gleich nach dem Aufwachen aus dem Koma nach ihrer Moto Guzzi erkundigt, passt gut zu ihr. Ich verstehe es gut, dass ihr um das Motorrad leid ist. Die Guzzi ist einfach eine tolle Maschine. Dass sie zuerst vom Spitalsbett aus und dann als Rekonvaleszente die Ermittlungen leitet, finde ich gut. Das passt einfach zu ihr. Deshalb kann ich es mit nicht gut vorstellen, dass sie den Dienst quittiert um fortan mit Franjo im Karst zu leben – aber, das ist wohl eine andere Geschichte.
Dass sich ausgerechnet zwischen Maddalenas Mutter und dem Commandante so etwas wie eine Romanze anbahnt, birgt Konfliktstoff für weitere Folgen …
Fazit:
Wieder ein toller Krimi in der schönen Umgebung von Grado, der in menschliche Abgründe blickt. Gerne gebe ich wieder 5 Sterne.
Achtung, Suchtgefahr! Wahnsinns-Krimi aus Grado
23. April 2018
Die Krimis der Psychotherapeutin Andrea Nagele sind etwas Besonderes:
Besondere Spannung, besondere Atmosphäre, besondere Charakterstudien.
In der Reihe um Commissaria Degrassi ist die Adria-Stadt Grado Schauplatz der Geschehnisse. "Grado im Nebel" ist der dritte Band, der ohne die Vorgängerbände gelesen werden kann. Allerdings wird eine Frage aus dem zweiten Band "Grado im Dunkeln" erst jetzt geklärt.
Zum Inhalt:
Commissaria Degrassi ist gerade dabei, sich in ihrem Privatleben über einiges klar zu werden, als in Grado ein Mord passiert, der einem bereits gelösten ähnelt. Kann es sein, dass es einen Trittbrettfahrer gibt oder ist der wahre Täter noch auf freiem Fuß? Fieberhaft ermittelt Maddalena mit ihrem Team, doch dann hat sie einen Unfall..
Meine Meinung:
Der Autorin Andrea Nagele gelingt es immer wieder, mich ganz nah in die Krimihandlung hineinzuziehen. So eine Nähe zu den Charakteren findet man selten. Aus den unterschiedlichsten Perspektiven setzt sich ein Puzzle zusammen, das nach und nach die Lösung zeigt. Am interessantesten finde ich die Entwicklung eines der Vergewaltigungsopfer.
Die Spannung ist von Anfang an hoch und lässt bis zum Ende nicht nach, wobei ich mich geschickt auf falsche Fährten habe lenken lassen. Die Auflösung hat mich dann doch überrascht.
Für diesen wahnsinnig-tollen Krimi kann ich mich einfach nur bedanken und 5 Sterne vergeben.
Gehört zum Frühjahr dazu
von Gudrun Gaber, 21. März 2018
Ich wurde richtig neugierig wie es in Grado weitergeht - die Bücher und Präsentationen von Andrea Nagele beim Heyn sind liebgewonnene Begleiter in den Frühling - mit guter Laune habe ich dieses Buch gelesen und finde es gut.