Alle, außer mir
von Michaela Maczejka , 9. Juli 2018
Kennen Sie Ihren Vater ? Kennen Sie die Geschichte Ihrer Familie ?
Die Lehrerin Ilaria hätte diese Fragen wahrscheinlich mit Ja beantwortet,
bis eines Tages ein junger Afrikaner auf den Stufen zu Ihrer Wohnung sitzt
und behauptet mit ihr verwandt zu sein. Ilaria und ihr Halbbruder begeben sich
gezwungenermaßen auf Entdeckungsreise in ihre Familiengeschichte, die sich
über drei Generationen und einige Geheimnisse erstreckt. Gleichzeitig ist diese Geschichte ein schonungsloses Gesellschaftsporträt und beleuchtet die(verdrängte) italienische Kolonialgeschichte des 20.Jahrhunderts.
Was bedeutet es, zufällig im „richtigen“ Land geboren zu sein ?
Was bedeutet Familie und wie entstehen Nähe und das Gefühl der Zugehörigkeit ?
Ein unbedingter Lesetipp – sehr beeindruckend !
Alle, außer mir
von Barbara Kumpitsch , 3. Juli 2018
Mit "Eva schläft" wurde Francesca Melandri eine Bestsellerautorin. Lange hat sie sich Zeit gelassen, und der Roman, der jetzt entstanden ist, ist überraschend anders. Die Familiengeschichte von Atilia Profeti birgt für die Tochter Ilaria einige Überraschungen. Sie weiß nichts über Attilias Rolle in der italienischen Kolonie Äthiopien, auch nichts von seinem afrikanischen Sohn. Erst als ihr Neffe, der eine lange Flucht hinter sich hat, vor ihrer Tür steht, beginnt sie nachzufragen und ihr Bild über den Vater ändert sich ständig. Nach einigen Seiten kommt der Leser drauf, dass er auch nix weiß und noch nie etwas dermaßen Schreckliches gelesen hat. Schonungslos führt uns Melandri in den italienischen Faschismus, in die damalige italienische Kolonialgeschichte und in die aktuelle Flüchtlingsthematik ein. Die Bilder des Krieges, die in meinem Kopf entstanden sind, werden mich nicht mehr loslassen.