von Sonja Kienzl , 6. Dezember 2016
Die Wirtschaftskorrespondentin der „taz“ spannt in ihrem Buch den Bogen von Adam Smith - der im 18. Jahrhundert bereits feststellte, dass ein Schaden für die Gesamtwirtschaft entsteht, wenn der Großteil der Bevölkerung zu arm ist, um zu konsumieren – über Karl Marx und Friedrich Engels bis zu John Maynard Keynes, der die Kontraproduktivität von Reparationszahlungen unterlegener Kriegsparteien anprangerte. Ulrike Herrmanns lebendige Schilderung der Ökonomie-Ikonen, deren grenzenlose Neugier und gesellschaftskritische Haltung sie ihrer Zeit weit vorauseilen ließ, bringt dem Leser die komplexe Materie hintergründig näher. Wenn Ökonomen irren, kostet dies nicht nur Milliarden, sondern in zweiter Konsequenz auch Menschenleben. Spannend bereitet die Autorin den Werdegang von Smith auf, der für eine progressive Einkommenssteuer plädierte; schildert die prekären finanziellen Verhältnisse des verschwenderischen Marx und lobt die brillante Rhetorik des analytischen Keynes, dessen kühne Spekulationen und mutigen Entscheidungen auch die Politik beeinflussten. Das Fazit des Buches lautet: Kapitalistische Länder können nur gemeinsam reich werden, nicht gegeneinander. Export und Import müssen sich in den Staatengemeinschaften die Waage halten, um zu verhindern, dass ein Ungleichgewicht einseitig Marktanteile kostet und Arbeitsplätze vernichtet. Zu beachten ist auch, dass der Lebensstil der Wohlhabenden allein niemals für einen allgemeinen Aufschwung verantwortlich ist, wenn die Nachfrage von Seiten der Arbeitnehmer stagniert. Deshalb gilt: Geld wird nur zu Kapital und damit zu Profit, wenn es investiert wird.