Tschulie
von Barbara Kumpitsch , 10. November 2017
Wenn man es mit jüngeren Menschen zu tun hat, stellt man sich oft die Frage, in welcher Welt die Jugendlichen heute leben, welche Ziele und Wünsche sie haben und wieso sie nicht reifer sind. Stellt euch Julia vor: Vater gibt es keinen, die Schule interessiert sie nicht, Arbeiten möchte sie nicht. Daheim darf sie aber auch nicht bleiben, denn ihre Mutter findet, sie soll auf eigenen Beinen stehen. Fernsehserien prägen ihren Alltag, ihre Lebenserfahrung hat sie nicht aus Büchern oder von der Schule, sondern sie orientiert sich an den Dialogen der Serienstars. Schauspielerin möchte sie werden, die Tschulie, eh klar. Und dann gibt es da noch Karin: über 40, in einer schönen Beziehung, ihr Sohn ist fast erwachsen und Geld verdient sie auch. Eigentlich wäre sie gerne Künstlerin geworden, nur hat es sich nie ergeben. Die Kapitel wechseln zwischen Tschulie und Karin ab, die Figuren treffen auch aufeinander. Ich bewundere Silvia Pistotnig für ihr Talent, eine derart gelungene Charakterenbeschreibung abzugeben. Tschulies Welt wird plötzlich auch älteren Semestern verständlich, auch wenn sie wirklich schrecklich naiv und dumm ist (das behaupte nicht nur ich, sondern auch Karin im Roman!).