Inhalt
Beschreibung
Der Chemiker Alfred Bell steht kurz vor der Vollendung einer Formel, die den Hunger der Welt ein für alle Mal besiegen soll. Allerdings fehlt ihm noch immer jemand, der an seine Arbeit glaubt und ihn finanziert. So reist er auf den abenteuerlichsten Wegen von Paris nach London und New York, trifft eitle Professoren, reiche Unternehmertöchter und zwielichtige Demagogen. Mit der Weigerung, seine Erfindung wirtschaftlich auszubeuten oder in den Dienst der Populisten zu stellen, macht er sich bald gefährliche Feinde.
Alfred Bratt vereint in seinem Roman knisternde Spannung mit hochaktueller Gesellschaftskritik. Was tut der Mensch, wenn er keine Not mehr leiden muss?
Kurztext / Annotation
Alfred Bratt vereint in seinem Roman knisternde Spannung mit hochaktueller Gesellschaftskritik. Was tut der Mensch, wenn er keine Not mehr leiden muss?
Textauszug
Die Welt ohne Hunger (Auszug)
Weiß und flimmernd lag die Tageshelle über dem Atlantischen Ozean. Wie ein Schimmer, der vom Meer zum Himmel aufstieg und vom Himmel zum Meer sich senkte.
Machtvoll und ohne Schwanken, der einzige kompakte Körper in dieser Welt des Unbegrenzten, rauschte der Riesenrumpf der Gigantic mit vier gelb gestrichenen Schornsteinen unter vier dichten, hoch über dem Dampfer zerflatternden Rauchsäulen dahin. Die Wimpeln wehten frisch an den turmsteilen Masten. Das Schiff befand sich zwischen der Cable Bank und den Bermudas, am vierten Tage seiner Reise. Es war Mittag. Wenn der Abend kam, würde man nur noch vierundzwanzig Stunden von Coney Island entfernt sein.
Der Sturm hatte bereits am zweiten Tage nachgelassen, am dritten wendete sich das Wetter, und nun glänzten die mit hunderten von Bullaugen gestirnten Bordwände in reiner Sonne. Bootsdeck, Kommandobrücke und Marconihaus wurden in aller Klarheit zu luftig spiegelnden Gebilden.
Die Gigantic war der neueste Bau der Hamburger Vulkan-Werft, der größte und schnellste Amerikadampfer der Welt. Eine Stadt auf dem Meere, eine Insel, die sich rasch und gefügig fortbewegte. Eine Stadt mit Gängen und Terrassen, Promenaden und Hallen, Bibliotheken, Schwimmbädern, Tennisplätzen und Vergnügungsetablissements. Eine Stadt – groß genug, um ein Stelldichein zu vereinbaren und zu verpassen. Eine Stadt nach neuestem Stil, mit allen erdenklichen Einrichtungen des bequemsten Festlandes.
Auf diesem Schiff fuhr Bell nach Amerika.
Hatten schon die außerordentlichen Umstände, unter denen Bell aufgenommen worden war, ihn zum Objekt allseitiger Beachtung unter den Passagieren gemacht, so wurde er nach den aufklärenden Funkspruchmeldungen aus England über Nacht zum „ersten Mann an Bord“.
Die Geschichte des mysteriösen Erfinders, der in den schauerlichen Tiefen Whitechapels gehaust hatte, die Verwicklung C. W. Grahams in diesen ganz unglaublich klingenden Roman, das offenbare Idyll zwischen dem Sohn der Menge und der Tochter des Trustmagnaten, die grauenhafte Katastrophe endlich und die durch Radiotelegramme von der Gigantic zum Festland übermittelte dramatische Rettung Bells – all dies hatte sich zu einem Ereignis von noch nicht dagewesener, überwältigender Phantastik verdichtet.
Es war ein Abenteuerstoff sondergleichen, auf den sich die gesamte internationale Presse mit fieberhafter Eilfertigkeit stürzte. Nicht nur in London und auf der Gigantic – nein, in Paris, Wien, Berlin, New York, San Francisco, Sidney und Shanghai, in allen großen und kleinen Städten der bewohnten Erde erregte die Angelegenheit viele Tage hindurch derartiges Aufsehen, daß alles übrige davor in den Hintergrund trat. [...]