Die Sicht des Historikers
von yellowdog, 26. April 2024
Der Autor Moshe Zimmermann will sich mit seinem Buch als Historiker von den Journalisten abheben und umfassend darauf blicken, ob es zur derzeitigen Kriegssituation nach dem 7 Oktober 2023 Alternativen gegeben hätte.
Er betrachtet auch den Kontext, z.B. den Zionismus, die Siedlungspolitik, die 2Staatenlösung, selbstverständlich auch die Rolle Deutschlands und den Großmächten.
Besonders das letzte Kapitel des Buches, geprägt vom konstruktiven Pessimismus halte ich für sehr interessant.
Rezension zu:
Diskursvulnerabilität und die Gefahren
von yellowdog, 26. April 2024
Es handelt sich um ein interessantes Buch. Zunächst wird der Begriff der Vulnerabilität im Kontext gesetzt, besonders nach den Erfahrungen der Pandemiezeit und wie sich die Verletzlichkeit seitdem verschoben hat. Das wird zusätzlich durch Zitate verdeutlich z.B. von Byung Chul Han oder Svenja Flaßpöhler.
Die Berücksichtigung der Vulnerabilität kann dem Freiheitsempfinden entgegenwirken, die Risikobereitschaft und Widerstandskraft sinkt ggf.
Die Autorin Frauke Rostalski widmet sich auch dem Begriff der Diskursvulnerabilität am Beispiel der Diskussionen um den Ukrainekrieg und Waffenlieferungen sowie der Klimawandeldebatte. Dieser umfassende Ansatz ist überzeugend.
Wenn es stimmt, dass die Verletzlichkeitsempfindungen in der Gesellschaft zunehmen, sind Einschränkungen der individuellen Freiheit und vermehrt staatliche Überregulierungen wahrscheinlich.
Es ist wichtig, sich dem Bewusst zu sein und das gesellschaftlich zu diskutieren. Man muss damit umgehen.
Dieses Buch trägt dazu bei, auch wenn es nicht gerade ein Plädoyer für die Schutzrechte der Vulnerablen ist.
Rezension zu:
Verworrene Geheimnisse
von Sophie H., 26. April 2024
Der siebzigste Geburtstag von Adam Gardner steht kurz bevor. Das muss natürlich gebührend gefeiert werden, denn Adam Gardner ist nicht irgendwer. Adam ist bzw. war Professor und hat sein Leben dem Wal verschrieben. So träumt er immer noch davon, den Gesang der Wale zu entziffern. Sind die Walgeräusche nur bloße Grunz- und Rülpsgeräusche oder singen Wale ganze Opern? Adam glaubt fest an Letzteres und den Beweis möchte er pünktlich zu seinem Geburtstag antreten, um damit endlich die Berühmtheit zu erlangen. Sein Problem: Er leidet unter einer bipolaren Störung. Nimmt er immer brav seine Medikamente, ist alles in Ordnung. Aber die Medikamente machen ihn müde, sodass er nicht arbeiten kann. Also lässt er sie weg und das Unglück nimmt seinen Lauf.
Aber die Geschichte handelt nicht nur von Adam, sondern auch von seinen Kindern Ken und Abby, die Adam alleine großgezogen hat, weil seine geliebte Frau kurz nach Abbys Geburt plötzlich verstorben ist. Aber hat Adam seine Frau wirklich so sehr geliebt? Oder wie kommt es, dass plötzlich ein weiteres Kind auftaucht, von dem bis dato niemand gewusst hat?
Das Buch strotzt nur so von verworrenen Geheimnissen. Niemand hat kein Geheimnis in petto. Schade, dass man als Leser sehr schnell die Geheimnisse durchschaut. Auf ein Überraschungsmoment wartet man vergebens. Die einzelnen Kapitel werden jeweils aus der Sicht einer Figur erzählt. Aber die Spannung, die üblicherweise aufkommt, wenn eine Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, blieb hier aus. Das Buch ist zwar nett zu lesen, aber die Protagonisten konnten mich nicht überzeugen. Sie blieben alle blass und ich konnte mich mit keiner Figur identifizieren. Eine Entwicklung der Figuren findet nicht statt.
Sehr gut gefallen hat mir das Cover: zwei spielende Kinder am endlosen Strand. Die Farbgebung weißt schon darauf hin, dass sich etwas zusammenbraut. Der Titel „Treibgut“ hat sich mir überhaupt nicht erschlossen. Von mir daher leider nur 3 Sterne.
Rezension zu:
Grandioser erster Teil mit Tiefgang
von Schlafmurmel, 26. April 2024
Sara Konrad ist nicht nur eine herausragende Scharfschützin bei der Bundeswehr, sondern auch eine starke Persönlichkeit, die sich nach einem traumatischen Unfall und einer anschließenden posttraumatischen Belastungsstörung zurück ins Leben kämpft. Die Begegnung mit Finya, einer ebenfalls schwangeren Frau, deren Mann unter mysteriösen Umständen ermordet wurde, zieht Sara in einen Strudel aus Geheimnissen und Gefahr. Besonders Finyas Ex-Liebhaber Martin verhält sich zunehmend verdächtig, und als Finya plötzlich verschwindet, trifft Sara eine mutige Entscheidung: Sie nimmt die Verfolgung auf, ohne zu ahnen, dass sie einem psychopathischen Stalker gegenübersteht. Von der ersten Seite an hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen. Es ist, als würde man in einen Sog gezogen und erlebt hautnah mit, wie Sara sich den Herausforderungen stellt. Die Emotionen sind greifbar, das Mitfiebern unvermeidlich. Besonders berührt hat mich die finale Szene, die tiefgründig und herzergreifend ist. Obwohl ich zuerst die Teile 2 und 3 gelesen habe, hat der erste Teil der Serie mich ebenso überzeugt. Er bietet wertvolle Hintergründe, die das Verständnis für die Charaktere vertiefen und die Gesamthandlung ergänzen. Jetzt warte ich gespannt auf Teil 4! Für alle, die Spannung, Tiefe und mitreißende Charaktere schätzen, ist 'Stalker' ein absolutes Muss. Ich kann diesen ersten Teil der Serie uneingeschränkt empfehlen!"
Rezension zu:
Hat mir gefallen
von brauneye29, 26. April 2024
Zum Inhalt:
Martha hat es geschafft aus den ärmsten Verhältnissen zu bescheidenem Wohnstand zu kommen, Natürlich hat sie die Entbehrungen ihrer Kindheit nie vergessen, besonders die Zeit als "Verdingkind" bleibt in Erinnerung. Hier hat sie gelernt keine Schwäche zu zeigen, zu arbeiten ohne Unterlass, hart zu sich und den anderen zu sein. Das vermittelt sie auch ihren Söhnen, die es zu etwas bringen sollen. Erst ihre Enkel lehnen sich dagegen auf, um ein fr3eieres Leben zu leben.
Meine Meinung:
Mir war nicht bewusst, dass der Autor auch ein Stück seiner Familiengeschichte erzählt, das machte es im Nachgang beim Nachwort nochmal intensiver vom Empfinden. Es ist bewundernswert, wie Martha sich durchs Leben gekämpft hat, wobei sie im zweiten Teil nicht mehr so ein große Rolle im Buch spielt, da es dort dann doch mehr um die Kinder und Enkelkinder ging. Mir hat das Buch gut gefallen, denn der Autor bringt die Lebensverhältnisse und die Erwartungen der Protagonisten gut rüber. Der Schreibstil ist angenehm und liest sich sehr gut.
Fazit:
Hat mir gefallen
Rezension zu:
von Rebecca, 26. April 2024
Mal ernst, mal witzig erzählt „Ein schönes Ausländerkind“ von den Erfahrungen eines Migranten-Kindes, das zwar in dem ehemaligen Jugoslawien geboren, aber in Österreich aufgewachsen ist.
Man erfährt unter andrem von den Schwierigkeiten für die Eltern, von Alltagsrassismus (die Nachbarin, die Deutsch-Lehrerin, etc.) und von wohlmeinenden Leuten, die es vielleicht gar nicht so gut meinen.
Toxische Pommes zeigt die unterschiedlichen Lebensstandards auf – das wohlhabende Österreich und die kriegsgebeutelten Balkanländer – und wie schwer es ist, Anschluss zu finden, auch wenn man die gleiche Sprache spricht.
Was mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, war wie unterschiedlich Mehrsprachigkeit – nicht nur im Buch – gewertet wird: Wieso ist es besser Deutsch-Spanisch aufzuwachsen als Deutsch-B/K/M/S?
Mein absoluter Lieblingssatz ist der letzte Satz auf Seite 133: „Ich habe sie daraufhin gefragt, wie sie es fände, wenn sie zu mir in die Apotheke käme und ich ihr das falsche Medikament gäbe, weil sie mir vielleicht einfach nicht so sympathisch ist.“
Dieses Buch liest sich in einem Rutsch durch und regt doch zum Nachdenken an.
Rezension zu:
Solide Krimikost
von brauneye29, 26. April 2024
Zum Inhalt:
Shawn war auf die schiefe Bahn und jetzt ist er tot. Die Polizei hat den Fall längst zu den Akten gelegt aber seine Mutter will wissen, wer ihn umgebracht hat. Dafür sucht sie die Privatermittlerin Tamara auf und diese beginnt Fragen zu stellen.
Meine Meinung:
Die Grundidee des Buches hat mir schon gefallen und die Ermittlungen waren auch nicht uninteressant, genau wie die Lösung am Schluss. Dennoch fand ich das Buch eher zäh und wenig spannend erzählt. Ich würde das Buch als solide Krimikost bezeichnen.
Fazit:
Solide Krimikost
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Tolles Buch
von brauneye29, 26. April 2024
Zum Inhalt:
Tillas Welt ist das Meer, sie will nicht heiraten sondern frei sein und das ist 1955 eher ungewöhnlich. Als sie beim Tauchen ein altes Schiffswrack entdeckt, will sie das Geheimnis lüften, dass da hinter steckt. Auf einer Nordseeinsel suchen 1633 Nes und ihre Mutter Zuflucht bei den Beginen, doch die Inselbewohner wenden sich gegen die Frauen, zeitgleich erscheint am Horizont eine geheimnisvolles Schiff. Bringt es Glück oder Unglück?
Meine Meinung:
Ich hatte die Gelegenheit sowohl Buch als auch Hörbuch zu genießen und es war eindeutig ein Genuss. Das Buch hat einen tollen Schreibstil und die Geschichte an sich hat mir sehr gut gefallen. Beim Hörbuch hatte ich ab und an das Problem zuzuordnen, in welcher Zeit ich mich gerade befand, das legte sich aber zum Glück relativ schnell. Ich fand das Hörbuch sehr gut gelesen.
Fazit:
Tolles Buch
Rezension zu:
Hat mir gefallen
von brauneye29, 26. April 2024
Zum Inhalt:
An einem Strand auf La Palma wird ein nicht unbekannter Toter gefunden. Er ist erschlagen worden, hat es womöglich mit dem geplanten Hotelbau zu tun? Buchhändlerin Naira und Journalist Ben sind sich einig, dass sie der örtlichen Polizei auf die Sprünge helfen müssen. Als ein weiterer Toter aufgefunden wird, zeigt sich, dass alles irgendwie zusammenhängt.
Meine Meinung:
Das "Ermittlergespann" Ben und Naira fand ich sehr gelungen, interessante Protagonisten mit interessanten Facetten. Der Fall ist vielschichtig und interessant, da ist wirklich einiges drin, was die Tätersuche nicht so leicht gestaltet und das sowohl für die Polizei als auch Naira und Ben. Das Buch ist nicht hochspannend, aber dennoch so spannend, dass man relativ schnell durchs Buch kommt, weil man doch wissen will, was hinter den Morden steckt. Den Schreibstil fand ich sehr angenehm.
Fazit:
Hat mir gefallen
Rezension zu:
Roman über Freundschaft und Liebe
von Bücherfreundin, 26. April 2024
Im Mittelpunkt von "Das Fenster zur Welt" von Sarah Winman stehen die zu Beginn des Buches 64-jährige Kunsthistorikerin Evelyn Skinner und der 24-jährige Soldat Ulysses Temper. Die eigenwillige Evelyn ist in die Toskana gekommen, um bei der Rettung von Kunstschätzen vor Diebstahl und Zerstörung behilflich zu sein. Es ist Zufall, dass Evelyn und Ulysses sich während des Zweiten Weltkriegs, im August 1944, auf einer Straße in der Toskana kennenlernen. Der junge Soldat ist fasziniert von der Frau, die ihm von ihrer Liebe zu Florenz und zur Kunst erzählt. Ihre Wege trennen sich schon bald, und Ulysses kehrt 1946 zurück nach London, wo seine Ehefrau Peg, die in einem Pub arbeitet, sich während seiner Abwesenheit in einen Amerikaner verliebt und ihre Tochter Alys zur Welt gebracht hat.
Jahre später will es das Schicksal, dass Ulysses sich mit Alys, seinem Freund Cress sowie dem Papagei Claude auf den Weg nach Florenz macht, um sich dort ein neues Leben aufzubauen.
Das Buch ist in wunderschönem Sprachstil geschrieben und liest sich flüssig. Neben Evelyn und Ulysses lernen wir zahlreiche weitere Personen kennen, u.a. Ulysses Ehefrau Peg und ihre Tochter Alys, den treuen Freund Cress, der mit Bäumen spricht, den Pubbesitzer Col und seine behinderte Tochter Ginny sowie Pete, den Pianisten. Wir begleiten die Protagonisten über vier Jahrzehnte, nehmen Anteil an ihrem Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, und wir erleben Alys als Kind, als verliebte Jugendliche und Erwachsene. Im Schlusskapitel erzählt uns die Autorin Evelyns Geschichte.
Sarah Winman beschreibt ihre Protagonisten sehr liebevoll und warmherzig. Meine Lieblingsfigur war Ulysses, onwohl ich seine Handlungsweisen bisweilen ebenso wenig nachvollziehen konnte wie die bedingungslose Liebe, die er Peg entgegenbringt.
Es hat mir sehr gut gefallen, wie die Autorin den Zeitgeist der fünfziger, sechziger und siebziger Jahre eingefangen und historische Ereignisse in die Handlung eingeflochten hat, so z.B. die Fußballweltmeisterschaft und die verheerende Flutkatastrophe im Jahr 1966, als der Arno über die Ufer trat. Auch die Beschreibungen über Kunst, die lukullischen Köstlichkeiten der Toskana und die aufwendige Herstellung von Globen habe ich sehr gern gelesen.
Nicht gefallen hat mir, dass die Autorin die 7-jährige Alys reden lässt wie eine Erwachsene, was ich sehr unglaubwürdig fand. Die Beziehung der Hauptfiguren zueinander habe ich als übertrieben harmonisch und daher wenig glaubhaft empfunden, der Papagei nahm in meinen Augen mit seinen Sprüchen und Kommentaren zu viel Raum ein und nervte mich irgendwann nur noch.
Obwohl die Geschichte einige Längen hat und besonders im letzten Teil nicht frei von Kitsch ist, habe ich das Buch, in dem es neben Liebe und Freundschaft auch um Homosexualität, Krieg, Tod und Trauer geht, gern gelesen.
Rezension zu: