von , 30. Juli 2014
Berührende, multikulturelle Unterhaltung auf hohem Niveau.
Junge Londonerin aus kurdischer Familie beschließt weltweit die erste muslimische Komikerin zu werden.
Ihre Comedy-Auftritte nutzt Sie zum Ausbrechen aus Ihrem engen kulturellen Umfeld.
McCarten zeigt humorvoll Vorurteile auf und wirft einen spannenden Blick auf das heutige London. (ZEI 2014)
Lachen ? gut, aber auch selbstgerecht?
von HEYN Leserunde Petra Hesse, 30. Juli 2014
Die junge kurdisch-türkische Heldin des Romans, Azime, erfüllt sich einen ungewöhnlichen Berufswunsch: Um in London Stand-Up-Comedian zu werden, muss sie nicht nur knackige Texte produzieren, sie muss auch die Grenzen ihrer Herkunftskultur überschreiten. Das gelingt ihr mittels Talent, einiger Zufälle und anderer Menschen. Im Lachen trifft sie sich schließlich sogar mit ihren Eltern wieder.
Die tragischen Konsequenzen einer derartigen Grenzüberschreitung werden zwar nicht unterschlagen; so wird eine von Azimes Freundinnen in den Selbstmord getrieben. Die Heldin selbst durchläuft eine Krise von Einsamkeit und Angst. Dennoch wird das Geschehen fast durchgängig aus westlich-"aufgeklärter" Perspektive geschildert. Das Leiden der traditionell denkenden Eltern an den beruflichen Erfolgen ihrer Tochter wird nicht glaubhaft ? das Erzählen denunziert die Eltern einfach als zurückgeblieben und etwas dümmlich. So beschlich mich gegen Ende der Lektüre ein leichter Zweifel, ob das Lachen mit der Heldin nicht auch einen Anteil von Selbstgerechtigkeit enthält?
Überhaupt nicht funny
18. April 2014
Der Roman beschreibt das Leben von Azime, einer jungen Frau mit kurdisch-türkischen Wurzeln, die in London lebt.
Eine Freundin begeht Selbstmord oder wird von ihrer Familie dazu gebracht,weil sie einen Nicht-Muslim liebt. Eine andere Freundin, zwangsverheiratet, hilflos der Gewalt ihres Mannes ausgeliefert. Azime selbst, die ein selbstbestimmtes Leben führen möchte und von ihrer Familie bedroht und quasi verstoßen wird, etc. etc.
Nur ein Roman? Leider nein! Bittere Realität!
Sich einfach tot stellen zum Beispiel...
4. April 2014
um einem unglücklichen Handyvertrag zu entkommen oder sich im Schutz einer Burka dem strengen muslimischen Familienzwang zu entziehen und als Kabarettistin aufzutreten oder sich vor dem erfolgreichen Werben der von der Familie ausgesuchten Heiratswilligen durch eine perfekt gespielte Sehbehinderung und eine peinliche Haselnussallergie zu schützen. Genial und witzig, locker und leicht zu lesen die Geschichte der in London ihre Steuern zahlenden jungen muslimischen Kurdin. Regt zum Schmunzeln an,macht aber auch sehr betroffen und sehr sehr nachdenklich. Wie viel Mut und Kreativität und Geduld und letztlich Humor als beste Ressource sind nötig, um in dem Spannungsfeld des Aufeinandertreffens von unterschiedlichen Lebensmustern und Kulturen zu überleben. Azime, die humorvolle Heldin, geht mit gutem Beispiel voran. Unbedingt lesen!
Verschleierte Comedy - mit inhaltlicher Schärfe und sprachlichem Witz!!
von Lisa Kulle, Buchhandlung Heyn, Klagenfurt, 3. April 2014
Mir hat ?funny girl? sehr gut gefallen! Azime, die mit ihrer eigenen Meinung nicht nur ihre Mutter, sondern auch völlig fremde Personen in Rage bringt, bleibt sich trotz Drohungen treu und zieht, wie man so schön sagt, ihr eigenes Ding einfach durch! Sie bricht ein Jahrtausende anhaltendes Tabu indem sie Stand-up-Comedian wird und über ihren Alltag berichtet ? das Problem dabei: sie ist tatsächlich witzig.
McCarten erzählt mit einem sprachlichen und inhaltlichen Witz von diesem ernsten Thema, sodass man nicht nur über die Kühnheit der Hauptprotagonistin schmunzeln muss, sondern auch den Ernst der Lage in einem ganz neuen Licht sehen kann! Eindeutig ein Roman, der gelesen werden muss, damit sich das heikle Thema rund um muslimische Frauen vielleicht doch noch ändert!
interessante verhüllte enthüllte Welt
von HEYN Leserunde Volker Moser, 3. April 2014
Ein Muss für jeden Leser an dem Migration nicht spurlos vorbei geht. Hinter den Schleier der Burka zu sehen- die Welt der 2. Generation einer jungen mutigen reflektierenden Kurdin zu entdecken. Berührend - mit einer Portion Selbstironie - teilweise witzig formuliert - nie oberflächlich - Lektüre die den willigen Leser weiterbringen kann.
- Zeitgeschichte hinter dem Schleier-unbedingt lesenswert-
3. April 2014
Ein interessanter, berührender Einblick in eine muslimische Migrationswelt, geprägt durch kurdische Kultur, aus weiblicher Sicht in der 2. Generation.
Mut Hoffnung und Aufbruch der Elterngeneration und doch Stagnation und eine Extraportion Tradition in der Generation danach erlebt der Leser bei der amüsanten aber bedrückenden Lektüre.
Ein flott geschriebenes Werk!
2. April 2014
?Ich will euch bigotten Typen helfen, alles zu vergessen, was ihr über weiblich-türkisch-kurdische Comedians zu wissen glaubt? ? schreibt bzw. sagt Azime die Protagonistin in ?Funny Girl?. Mein Problem war: ich konnte gar nichts vergessen, weil ich gar nichts darüber wusste!
Also ließ ich mich auf das flott geschrieben Werk ein, um mehr zu erfahren ... am Ende hatte ich ein Leservergnügen hinter mich, bei dem es zeitweise absurde Situationen gibt, die einem bei aller Bitterkeit zum Lachen reizen.
So wirklich rund war ich am Ende des Buches allerdings nicht, denn auch im Londoner Stadtteil Green Lanes sind mindestens die Cousins der kurdischen Familie mit Goldkettchen und vermutlich illegalen Geschäften unterwegs, Vorurteil oder Spielmittel des Autors? Oder Realität mit der auch türkische Familien Leben?
Zeitweise ernüchternd ist die Tatsache, dass es in einigen Auftrittssituationen egal scheint, was Azime sagt ... entscheidend ist, dass sie auf der Bühne eine Burka trägt, das ist das Alleinstellungsmerkmale, was sie interessant macht.
Die Sorgen ihrer strengen Mutter, die Witzigkeit ihres weniger strengen Vaters, der eifersüchtige Bruder und die zwischen den Glaubenswelten hin- und hergerissene kleine Schwester, ein bester Busenfreund, der sich als schwul entpuppt, aggressive Gangs, die Azime nach dem Leben trachten und ein Happy End auf der Bühne ... ein Stoff aus dem TV-Produktionen sein können.
Wer sich in der türkischen Kabarettszene auskennt, kann vielleicht in dem durchaus empfehlenswerten Buch politische Anspielungen entdecken ? mir stand mein Unwissen dabei im Wege.
Der Humor hat mich nicht ganz erreicht.
von Manfred Angerer, 2. April 2014
Die Geschichte des Buches ist vielversprechend. Ein Mädchen, dessen Eltern aus dem kurdischen Teil nach London geflüchtet sind und dort in der türkischen Community leben, beschließt, als Comedy-Star aufzutreten. Aus ( nicht ganz unberechtigter ) Sorge zieht sie bei ihren Auftritten eine Burka an, "versteckt" sich also in diesem den Körper zur Gänze verdeckenden Gewand.
Die Story selbst ist faszinierend. Leider hat der Humor, den viele in diesem Buch erkennen, mich nicht erreicht. Das Buch liest sich leicht und locker, reißt Migrationsprobleme von muslimischen Jugendlichen in unserer westlichen Welt recht nett an. Viele Szenen sehr subtil und einfühlsam geschrieben, manche Szenen stehen für mich relativ einsam im Raum, besser: im Buch. Die handelnden Personen sind nett, glaubwürdig und zum Teil auch skurril beschrieben, sodass es Spaß macht, sich auf die einzelnen Personen einzulassen.
Insgesamt ein sicherlich gutes Buch, dessen Humor mich allerdings nicht ganz erreicht hat.
Fremde Welten - vorsichtig entschleiert!
von HEYN Leserunde Barbara Maria Angerer, 1. April 2014
Antony McCarten beschreibt sehr berührend, einfühlsam und vielschichtig die Welt einer kurdischen Muslima im heutigen London zwischen Tradition und Emanzipation. Eingehüllt sind dieses Suchen und Ringen, der Mut und die Angst der jungen Frau in Witz und Komik.Eine hervorragende Idee des Autors, hinter dem Schleier der Comedy, Gesellschaftskristik zu transportieren, Hintergründe und Wissen zur kurdischen Kultur zu vermitteln, Vorurteile beider Kulturen zu bedienen und diese auch zu entschleiern. Ein wichtiges verbindendes Buch, witzig und spritzig geschrieben.