Was muss passieren, damit eine wunderbare Freundschaft an Bedeutung verliert?
von Janine2610, 1. April 2016
Dieses 152 seitenarme Büchlein ist das Tagebuch, das eine Französin geschrieben hat, seitdem sie wusste, dass ihre in Amerika lebende Freundin im Koma liegt. Für die Tagebuchschreiberin, deren Name für uns Leser bis zuletzt unbekannt bleibt, ist die im Koma liegende Molly nicht nur irgendeine Freundin, sondern ihre allerbeste. Und deshalb kann ich auch sehr gut nachvollziehen, dass sie mit so einem Zustand, der zwischen Leben und Tod zu sein scheint, irgendwie versuchen muss umzugehen, vor allem, wenn es sich da um diese wunderbare Freundin handelt. Sie möchte, solange Molly im Koma liegt, alles festhalten, was sie beschäftigt, all ihre Sorgen, Ängste, aber auch Hoffnungen - und das nicht nur die Freundin, sondern auch ihre eigene Familie betreffend. Die Gründe dafür sind einleuchtend: dass ist ihre Art, mit der Situation umzugehen, und sie hat auch die Hoffnung, dass Molly nach dem Erwachen alles lesen kann, was in der Zwischenzeit so vor sich gegangen ist. Da ist ein Tagebuch, damit man nichts vergisst, eine optimale Lösung - auch weil sie ja nicht wissen, wie lange Molly im Reich der tief Schlafenden verbringen wird ...
~ Ich würde am liebsten eine Nachricht aufnehmen für alle, die in der Klinik anrufen und nach dir fragen: "Molly ist zur Zeit leider nicht da. Sie hat sich vorübergehend von ihrem Körper getrennt. Am besten, Sie suchen in Ihren Erinnerungen nach ihr." ~
(S. 93)
In dem Tagebuch wird nun alles festgehalten, was die Erzählerin beschäftigt: die Gedanken und vor allem die Ängste, die sie um Molly hat, teilweise bekommen wir auch Einblick in ihr Familienleben mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann Vincent, mit dem es auch problematisch wird ...
Das ist natürlich alles sehr berührend und manchmal auch traurig zu lesen. Die Erinnerungen mit der Freundin, die im Tagebuch verewigt werden, hinterlassen ein ganz eigenes, ungutes, vielleicht auch unbekanntes, Gefühl beim Leser, weil man eben schon ahnt, dass nach dem Erwachen nichts mehr so sein wird, wie es mal war.
~ Du bist die Kranke, und ich bin die mit der Angst. ~
(S. 87)
Auch vor Anschuldigungen und Vorwürfen ist Molly durch die Tagebuchschreiberin nicht gefeit. Man kann sich als Mensch, der so etwas nicht durchgemacht hat, kaum vorstellen, wie es ist, seine beste Freundin im Koma liegen zu sehen, absolut machtlos zu sein und vor bangendem Hoffen, dass die Freundin nicht stirbt, nicht zu verzweifeln ...
~ Du hast immer gesagt, du würdest mit dem Rauchen aufhören, sobald du ein Kind bekämst, nur eine Schwangerschaft könnte dich auf deine drei Schachteln am Tag verzichten lassen.
Du hast nicht daran gedacht, dass man auch durch eine Krankheit abstinent werden kann.
Auf der Intensivstation gibt es keinen Raucherbereich. ~
(S. 14)
Und dass Molly doch aufwacht, aber halbseitig gelähmt, weiß man ja schon durch die Buchrückseite, aber eben nicht, in welche Richtung sich diese Freundschaft dann bewegen wird. Mit den Veränderungen, die mit einer Hemiplegie einhergehen, nicht nur die Bewegungsfreiheit, sondern auch die psychische Verfassung betreffend, hat die Tagebuchschreiberin nicht gerechnet. Und es fällt schwer und stimmt ziemlich nachdenklich, sich als Leser diese Veränderungen einer einst so wichtigen und großartigen Freundschaft bewusst zu machen ...
Freundschaft in schweren Zeiten
von bromer65, 1. Februar 2016
"Meine amerikanische Freundin" von Michèle Halberstadt ist als Taschenbuch am 30.11.2015 im Ullstein Verlag erschienen.
Das mit 152 Seiten sehr kurze Buch kostet 9,99 Euro.
Das Cover zeigt in warmen, angenehmen Farben einen bekleideten Frauenkörper.
Buchbeschreibung:
Sie sind enge Freundinnen, obwohl die eine in Paris, die andere in New York lebt. Doch dann verändert ein Anruf aus Manhattan plötzlich alles: Molly liegt im Koma.
Als sie aufwacht, halbseitig gelähmt und mit eingeschränktem Gedächtnisvermögen, zieht sie sich dorthin zurück, wo kaum jemand sie noch erreicht. Alle Versuche der Erzählerin, die starke, kämpferische Molly mit dem sprühenden Geist ins Leben zurückzuholen, laufen ins Leere. Ein einfühlsamer Roman über die starken Bande der Freundschaft ? und den Schmerz ihres Verlustes.
Das Buch:
Eine nicht dem Namen nach bekannte Französin (man erfährt nur, dass ihr Vorname mit einem "M" beginnt) beginnt, ihre Gedanken in einem Tagebuch festzuhalten, als urplötzlich ihre beste Freundin, die lebenslustige New Yorker Filmagentin Molly, wegen einem Gehirn-Aneurysma ins Koma fällt.
Beide Frauen verbindet der Beruf, oft haben sie sich auf Filmfesten getroffen.
Die französische Ich-Erzählerin lässt den Leser an ihrer Hilflosigkeit teilhaben. Denn von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr, wie es war. Mehrere Monate lang liegt Molly im Koma, ob sie je wieder erwachen wird, steht in den Sternen. Banges Warten beginnt, die Französin bespricht Bänder, die Molly im Krankenhaus vorgespielt werden. Ihre Gefühle hält die Französin in einem Tagebuch fest.
Nach Monaten wacht Molly tatsächlich wieder auf, aber sie ist nicht mehr die Alte. Sie muss sich mit einer halbseitigen Lähmung, dem Rollstuhl und eingeschränktem Gedächtnis abfinden und zieht sich deshalb sehr zurück.
Meine Meinung:
Das Buch hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen, es ist definitiv keine leichte Kost. Ehrlich gesagt fehlen mir die richtigen Worte, um es zu beschreiben.
Es beschreibt eine Geschichte aus dem Leben, wie sie jederzeit jedem von uns passieren kann. Was passiert, wenn aus heiterem Himmel jemand krank wird und nicht mehr gesund wird?
Über die Schwierigkeiten, die auftreten können, erzählt dieses Buch.
Man sollte sich die Zeit nehmen, das Buch in Ruhe zu lesen und sich seine Gedanken darüber zu machen. Mich lässt die Geschichte bis heute nicht in Ruhe.
Genieße, solange es dauert.
11. Januar 2016
In ihrem fünften Roman ?Meine amerikanische Freundin? schreibt die französische Journalistin Michéle Halberstadt ein Porträt einer stärken Freundschaft zwischen zwei Frauen und deren Grenzen in einer schweren Zeit.
Als ihre New Yorker Freundin Molly nach einer Aneurysmaruptur ins Koma fällt schreibt ihre Pariser Freundin alles auf um ihr so zu erzählen, was passiert. Als Molly nach 3 Monaten erwacht ist sie aufgrund einer Halbseitenlähmung und einem eingeschränkten Gedächtnisvermögen entmutigt, hat keine Hoffnung und der Umgang mit ihr wird zunehmend schwieriger. Ihre Veränderungen beeinträchtigen auch ihre Freundschaft.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und klar. Sie kommt ohne Fremdwörter und Wortspiele aus. Die Kapiteleinteilung ist schlüssig und unterbricht so nicht den Lesefluss. Die Geschichte wird aus der Sicht der Erzählerin, der Freundin aus Paris, geschrieben. Während der Zeit des Komas beschreibt sie ihre Gedanken, Gefühle und Erinnerungen. Die Nachrichten für Molly auf einen Anrufbeantworter zu sprechen und in regelmäßigen Abständen abzuspielen fand ich eine interessante und hilfreiche Idee für Komapatienten. Die Beschreibung der Zeit nach dem Aufwachen von Molly fand ich etwas oberflächlich. Die Charaktere der beiden Freundinnen sind gut ausgearbeitet. Die Gefühle und die Entwicklung der Freundschaft regen zum Nachdenken an, sind aber teilweise etwas emotionslos beschrieben. Hier hätte ich mir mehr Einfühlungsvermögen gewünscht. Das neue Lebensmotto von Molly ?Genieße, solange es dauert. Denn das tut es nicht.? sollten wir uns alle zu Herzen nehmen.
Mich hat dieser eher kurze Roman gut unterhalten. Ich hatte mir durch die Leseprobe und den Klappentext allerdings eine tiefer gehende Ausarbeitung des Themas und der Geschichte vorgestellt.
Buchtitel: Meine amerikanische Freundin
Eherlicher Roman über Freundschaft
von buchina, 22. Dezember 2015
Zwei Freundinnen, die eine in Amerika, die andere in Paris. Es trennen sie viele Kilometer und unterschiedliche Leben, aber dennoch sind sie Freundinnen. Wie tief die Freundschaft ist, wird klar, als Molly, die amerikanische Freundin ins Koma fällt und erst nach Wochen wieder aufwacht. In dieser Zeit schreibt ihr ihre französische Freundin Briefe, in denen sie über ihr jetziges Leben, aber auch der vergangene gemeinsame Leben erfährt. So wird Molly für den Leser immer lebendiger. Die Briefe schickt sie nie ab, es ist eher so eine Art Tagebuch. Aber wirklich geprüft wird die Freundschaft, als Molly wieder aufwacht. Denn sie ist nicht mehr die gleich Person wie vor dem Koma.
Der Roman zeigt auf ruhige Weise, wie Freundschaften zwischen Frauen funktionieren können: Vorbehaltlos und mit einer Tiefe, die man sonst zu kaum einen Menschen hat. Es sind zwei sehr unterschiedliche Frauen, die Französin mit Kindern und Mann, die Amerikanerin Single. Beide beruflich erfolgreich. Dennoch sie ergänzen sich sehr gut und brauchen auch einander.
Der Roman wird nur aus der Sicht der französischen Freundin erzählt. Dennoch erhält man über beide Frauen ein sehr gutes Bild. Die Briefe der Französin sind ehrlich. Ihre Gefühle sind nachvollziehbar und ich konnte mich sehr gut in die Schreiberin hineinversetzen. Gerade als klar wird, wie sehr sich Molly verändert hat, wie schwer es ihr fällt wieder ins Leben zu finden und wie sehr ihre Freundin dadurch auch leidet, konnte ich mit den beiden Frauen mitfühlen. Die Autorin erschaffte glaubwürde Charaktere mit Stärken und Schwächen. Passend dazu der Schreibstil, gut zu lesen und viel Schörkel.
Ein Roman den ich sehr gern gelesen habe, der mich mitgenommen hat und nachdenklich gemacht hat. Ein kurzer Roman und trotzdem sehr intensiv. Empfehlenswert.