Unsere Seelen bei Nacht
von Maxie Bantleon , 20. April 2023
Bevor demnächst im Diogenes Verlag der letzte Roman von Kent Haruf, der zugleich sein erster war, erscheint, habe ich zur Einstimmung noch einmal „Unsere Seelen bei Nacht“ gelesen.
Wir befinden uns natürlich wie immer bei Haruf in dem kleinen Städtchen Holt in Colorado und treffen dort auf weitere liebenswert-schrullige Einwohner: Dieses Mal sind es Addie Moore und Louis Waters, beide um die siebzig und bereits geraume Zeit verwitwet.
Beide sind schon viel zu lange sich selbst überlassen, beide sind einsam. Und so fragt sie ihn eines Tages, ob er nicht von Zeit zu Zeit bei ihr übernachten und mit ihr reden will.
„Kein Sex. Das meine ich nicht. Ich spreche davon, die Nacht zu überstehen. Die Nächte sind am schlimmsten. Findest du nicht?“
Und da er das auch findet, lässt er sich auf diesen ungewöhnlichen Vorschlag ein… der Beginn einer berührenden Freundschaft von zwei Menschen, die gemeinsam der Einsamkeit trotzen und nichts auf das Gerede in ihrem Umfeld geben.
Kent Harufs Schreibstil ist wie immer von einer ganz besonderen Schönheit, er ist einfühlsam und vermag mit wenigen schlichten Worten so viel auszudrücken.
Haruf hat die Gabe, Menschen und Orte so atmosphärisch zu beschreiben, dass man sofort das Gefühl hat, sie zu kennen.
Ich fühle mich schon lange in Holt heimisch und freue mich sehr, wenn im Mai endlich „Das Band, das uns hält“ erscheint.