Die Blutchronik
von dorli, 9. April 2019
Edirne, Osmanisches Reich im Mai 1448. Vlad Draculea – seit mehreren Jahren gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Radu in osmanischer Geiselhaft – wird von Sultan Murad entlassen und zum Fürsten der Walachei ernannt. Der 18-jährige Vlad fiebert der Rückeroberung des walachischen Throns entgegen, endlich kann er den Tod seines Vaters rächen. Und damit beginnt sich das Karussell aus grausamen und blutigen Machtkämpfen zu drehen…
In ihrem historischen Roman „Die Blutchronik“ entführt Liliana Le Hingrat den Leser in das 15. Jahrhundert nach Südosteuropa und erzählt die Geschichte des walachischen Fürsten Vlad III. Draculea.
„Die Blutchronik“ ist die Fortsetzung von Liliana Le Hingrats Debütroman „Das dunkle Herz der Welt“ – obwohl die Kenntnis des ersten Bandes nicht unbedingt vonnöten ist, halte ich es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den weiteren Lebensweg Vlads verständlicher und nachvollziehbarer macht.
Liliana Le Hingrat erzählt in diesem Roman nicht nur die Lebensgeschichte des Vlad Draculeas, sondern nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die südosteuropäische Historie. Die Autorin hat dafür die historischen Ereignisse in der Region zwischen Mai 1448 und Dezember 1476 mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und so ein vielschichtiges und glaubwürdiges Bild von Ort und Zeit gezeichnet.
Schnell ist man mittendrin im Geschehen und wird mit einer Welt aus Machtgier, Intrigen, Verrat und Mord konfrontiert. Man merkt dem Roman auf jeder Seite an, dass Liliana Le Hingrat sehr intensiv recherchiert hat. Viele Fakten, die - wie die Autorin in ihrem Nachwort erläutert - durch eigene Interpretationen ergänzt wurden, lassen die politische Situation und das Gerangel um den Thron der Walachei, mit all der Brutalität und Grausamkeit, wie sie in der damaligen Zeit üblich war, vor den Augen des Lesers lebendig werden. Neben den ganzen kriegerischen Handlungen beleuchtet Liliana Le Hingrat aber auch das persönliche Umfeld Vlad Draculeas und zeigt den Fürsten als Ehemann und Vater.
„Die Blutchronik“ hat mir sehr gut gefallen – auch wenn das Ringen um die Macht und die ganzen Kriegswirren nicht immer leicht zu durchschauen waren, war es sehr interessant, das vielfältige Miteinander und Gegeneinander der Akteure zu beobachten und damit einen Einblick in die Geschichte Südosteuropas zu bekommen.