Der Store
von Klaudia , 21. Oktober 2019
„Weil Cloud nicht nur ein Ort ist, wo man arbeitet. Es ist ein Ort, wo man lebt.“
Der größte Onlinestore der Welt kümmert sich um seine Mitarbeiter, denn hier sind alle eine große Familie. Die Mitarbeiter leben sogar auf dem einer Kleinstadt nicht unähnlichen Gelände; sie haben dort alles, was sie zum Leben brauchen. Shops, Bars, Promenade usw.
Erschreckend war das Buch nicht nur im Bezug auf die konstante Überwachung, sondern auch die harschen Arbeitsbedingungen, die die Norm zu sein scheinen. Und die Werbesposts lächeln immer weiter. Kann so unsere Zukunft aussehen, wenn wir einem Konzern die absolute Marktmacht überlassen?
Arbeiten wie im Bienenstock
von Caroline Gliber, 18. Oktober 2019
Wirtschaftlich schlechte Zeiten haben die Cloud zu einer der mächtigsten Firmen der Welt gemacht. Das riesige Onlinekaufhaus beschäftigt unzählige Mitarbeiter. Die Komplexe liegen in unwirtlichen Gegenden. Damit arbeiten diese Menschen nicht nur für die Cloud, sondern verbringen auch ihre Freizeit in der Firma.
Gefeuert werden darf man nicht, da einem sonst fast der komplette Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung steht.
Zinnia und Paxton stellen sich dem Aufnahmeverfahren und werden beschäftigt. Paxton mit seiner Erfahrung im Strafvollzug, erhält eine Stelle in der Sicherheit. Zinnia dagegen muss ihren Dienst im Lager antreten. Hier zählen nur Zeit und Menge der abgelieferten Artikel. Ein ausgeklügeltes System hält die Mitarbeiter ständig auf Trap. Beide verfolgen ihre eigenen Absichten und Ziele und möchten dabei nicht abgelenkt werden. Aber ihre Vorhaben sind nicht so einfach durchzuführen. So vergeht Zeit, die sie miteinander verbringen.
Wie hat es mir gefallen?
Zuerst möchte ich dem Bloggerportal/Verlag für das Rezensionsexemplar danken. Anschließend noch Brigitte von meinem Lieblingsbuchdealer Tyrolia, die mich überhaupt erst auf das Buch aufmerksam gemacht hat. Ihr Leseeindruck hat mich neugierig gemacht und ich habe das Buch - obwohl es schwer ist - mit nach England genommen und während meines Cornwall Urlaubs gelesen.
"Der Store" Cloud ist natürlich einem gewissen Onlinehändler recht ähnlich. Ein Kaufhausriese, der die Konkurrenz ausbotet und oft den regionalen Handel ruiniert. Auch die Arbeitsbedingungen stehen ständig in der Kritik.
Wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte, erfährt der Leser im Laufe der Geschichte. Die Puzzlestücke setzen sich langsam zusammen, um ein Bild zu ergeben.
Zinnia und Paxton begegnen sich beim "Aufnahmetest". Ihrer beiden Beweggründe sich bei Cloud zu bewerben, sind völlig unterschiedlich. Damit sind sie hauptverantwortlich für alle Blicke hinter die Kulissen und damit dem Puzzle.
Es gibt neben Zinnia und Paxton einen weiteren Erzähler, dessen Sichtweise bringt zusätzliche Spannung. Besonders eindringlich sind die Schilderungen der Abläufe innerhalb der Cloud. Die Menschen verbringen 24 Stunden in diesem Komplex. Sie arbeiten dort, gehen essen und verbringen irgendwie die Freizeit. Alles was sie brauchen, kommt umgehend zu ihnen.
Das Buch war eine sehr positive Überraschung. Ein Blick in eine mögliche Zukunft, in der unbequeme Dinge nicht erhältlich sind. Die Gesellschaft auf Gleichklang geschaltet werden soll. Für mich eine bedrückende Vorstellung, denn mit Konformität und totaler Kontrolle habe ich es nicht so. Mich konnte die Geschichte überzeugen.
Der Store
von Brigitte Thaler , 4. September 2019
Dieser Roman spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, ist keineswegs Science-Fiction, sondern in einigen Elementen sicher schon Realität: Es geht um Cloud, das weltweit größte Versand-Unternehmen mit den meisten Angestellten. Firmengründer Gibson Wells (!) ist todkrank und legt seine Lebensbeichte ab. Paxton und Zinnia sind die Hauptfiguren und arbeiten für die Cloud, nachdem sie einen erbarmungslosen Bewerbungsprozess durchlaufen haben. Dort herrschen strengste Regeln: Nur mit dem CloudBand am Handgelenk hat man Zugang zu den Räumlichkeiten am Gelände. Es gibt 5-Sterne-Ratings, unterschiedliche T-Shirt-Farben je nach Funktion, und man bekommt alles in der Cloud, denn ein Leben außerhalb ist nicht mehr wirklich vorstellbar – extreme Hitze und Dürre, ausgestorbene Städte, keine Geschäfte mehr, Arbeitslosigkeit. Wer aus der Cloud entlassen wird, bekommt nirgends auf der Welt mehr in diesem Unternehmen einen Job. Essen, Wohnen, Schlafen und Freizeit – sämtliche Bereiche befinden sich innerhalb des Areals. Nur der Zugang zu bestimmten Büchern, wie zB „1984“ oder „Schöne neue Welt“ bleiben verwehrt. Aber vor allem dreht sich alles um riesige Lager, in denen die MitarbeiterInnen umherirren und in schnellstmöglicher Zeit die bestellten Waren finden müssen. Diese werden dann mi Drohnen zu den Menschen geliefert – Horrorszenarien mit Drohnenschwärmen, die den Himmel verdunkeln werden ebenso geschildert wie die umbarmherzigen Arbeitsbedingungen. Denn jede Fehlstunde beeinträchtigt das Rating … Amazon lässt grüßen!
Ein zutiefst beiendruckendes, beklemmendes und spannendes Buch.