Vielschichtig und fesselnd
von Bellis-Perennis, 24. November 2019
Dieser dritte Fall für Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn hat es in sich.
Worum geht’s?
In einer abgelegenen alten Deichmühle wird die Leiche des Eigentümers gefunden. Unfall oder hat hier jemand nachgeholfen, denn der alte Mann war als jähzornig und brutal bekannt, der sogar seinen Sohn mit dem Gewehr bedroht hat.
Bei der Besichtigung des möglichen Tatorts entdeckt Frida einen unterirdischen Bunker, in dem möglicherweise eine junge Frau gefangen gehalten worden ist. Als sie das mit Haverkorn, der nach dem Brand aus dem Vorgänger, noch rekonvaleszent ist, bespricht, erinnert er sich an den Fall einer seit zehn Jahren vermissten Frau. Er hat damals ermittelt und keine Spur von der Vermissten gefunden.
Kurz entschlossen beendet er seinen Krankenstand und schließt sich dem Team an, das mit Nick Wahler einen neuen Chef hat.
Doch damit nicht genug, müssen sie den Mord an einem Tankstellenmitarbeiter aufklären, der völlig unmotiviert erscheint. Weder Raubmord noch Beziehungstat kommen in Frage. Erst die chemische Analyse der am Tatort entdeckten Lackspuren führen zu einem überraschenden Hinweis, der dann dem Fall eine völlig unerwartete Dynamik gibt.
Meine Meinung:
Schon beim Lesen des Klappentextes bzw. der Leseprobe sind bei mir Erinnerungen an die echten Kriminalfälle Kampusch und Fritzl wach geworden.
Neben der Krimihandlung erfahren wir mehr über Haverkorns Tochter Henni, die vor kurzem überraschend aufgetaucht ist und seinem Leben eine neue Perspektive gibt. Bislang hat er seiner Frau, die sich in einer psychiatrischer Klinik befindet, von Henni zu erzählen. Als sie dann plötzlich vor der Türe steht, zieht sie beim Auftauchen von Henni die falschen Schlüsse, und verlangt die Scheidung und wirft Haverkorn aus der gemeinsamen Wohnung.
Gleichzeitig müssen Fridas Eltern der drohenden Pleite ihres Landwirtschaft ins Auge sehen. Ob es Frida gelingt, den Konkurs in letzter Minute wohl abzuwenden? Eine Idee hat sie ja dazu.
Dass Frida statt des wohlwollenden Andreas Vollmer nun den als Korinthenkacker bekannten Wahler als Chef hat, macht ihr das Leben ein wenig schwer. Doch bei näherem Hinsehen, ist Wahler vielleicht doch nicht so übel. Endlich kann sich Frida zu Torben bekennen. Also, eigentlich mehrere versöhnliche Aussichten.
Der Kriminalfall selbst ist spannend erzählt und enthüllt, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Man be- und verurteilt eher diejenigen, die am Rande der Gesellschaft leben als diejenigen, die mit großen Geldspenden ihre dunklen Seiten vertuschen wollen.
Ich habe relativ früh geahnt, wer der Täter sein könnte. Das macht mir nichts aus, denn ich finde es immer recht interessant, wie die Ermittler zu diesem Schluss und Täter kommen.
Fazit:
Ein vielschichtiger Krimi, der mich, wie seine Vorgänger, im Bann gehalten hat. Gerne gebe ich hier eine Leseempfehlung und 5 Sterne.
Eingesperrt
von Daffodil, 30. September 2019
Was so sanft beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Horrorszenario: eine junge Frau wird 2010 verschleppt und in einem Kellerverlies gefangen gehalten. Jahre später. Frida Paulsen ist die „Neue“ im Team der Itzehoer Polizei. 10 Jahre lang ist sie in Hamburg Streife gefahren, hat sich zur Kriminalpolizei versetzen lassen. Ihr „Ziehvater“ Bjarne Haverkorn, erholt sich von einer im Dienst erlittenen Verletzung. Ein neuer Chef, der sich als strenger Vorgesetzter erweist, macht ihr das Leben schwer, betraut sie mit einem Cold Case, eben mit der Entführung aus dem Jahre 2010. Gibt es einen Zusammenhang mit dem Tod des alten Hader, in dessen abseits gelegener Wohnmühle ein Kellerverlies mit DNA-Spuren einer Frau gefunden werden?
Eine schreckliche Vorstellung, viele Jahre in einem fensterlosen Loch gefangen gehalten zu werden. Was macht das mit Einem?
Romy Fölck hat einen spannenden Krimi verfasst, der den Leser sofort packt und mit auf Spurensuche gehen lässt. Interessant, welche Ansätze verfolgt werden. Welche Enttäuschung, wenn eine viel versprechende Fährte mit einem Fehlschlag endet. Spannung wird aufgebaut und konstant gehalten. Und natürlich ist Offensichtliches doch nicht so, wie es zunächst scheint.
Sachlich geschildert, aber gerade deshalb so emotional, sind die Gedanken der Entführten, die die Tage ihrer Gefangenschaft zählt. Mehr bleibt ihr nicht.
Schön, dass Lokalkolorit einfließt, die Sorgen der Obstbauern eingeflochten werden und auch die Liebe eine Rolle spielt. Sehr sympathische und weniger nette Kollegen werden bei ihrer mühseligen, oft großen persönlichen Einsatz fordernden Arbeit beobachtet.
Spannendes aus dem Bastei Lübbe Verlag, gut zu lesen.