Effi niest
von Bücher in meiner Hand, 29. August 2019
Auf diesen Roman wurde ich aufgrund des wunderschönen Covers aufmerksam, dann gleich auf den Titel, der auf den Klassiker "Effi Briest" anspielt. Auch der Klappentext und die schöne Gestaltung der Hardcover-Ausgabe machten mich neugierig und so freute ich mich sehr auf diese Lektüre.
"Eine romantische Komödie aus der prüdesten Epoche der deutschen Geschichte" ist es definitiv und sorgt für ein ständig lächelndes Gesicht während dem Lesen. Auch wenn man die Frauen damals bedauert - was die Männer ihnen alles unterstellten, furchtbar.
Effi fliegt aus dem Mädchenpensionat. Eigentlich nur weil sie ein Buch aufgehoben hat. Der Inhalt dieses Buches muss recht pikant sein, so dass man ihr nicht mal zuhörte und keinen Glauben schenkte. Schlussendlich ist Effi froh um den Rauswurf. Sie will lesen, lernen und studieren.
Während sie im Hause ihres Vaters auf die Zulassung zur Universität wartet, versucht Effi das geheimnisvolle Buch aufzutreiben, welches sie am Fluss vor dem Pensionat gefunden hat. Sie will unbedingt wissen, was da drin steht und wieso man ihr die Lektüre verbietet. Effi und ihre beiden Freundinnen sind sehr einfallsreich, auch im Umgang mit ihrer Tante Auguste, die ein Auge auf das junge Mädchen halten soll. Dazwischen führt Tante Auguste Effi auf Bälle und lehrt sie unter anderem, was bei einem Kaffeekränzchen aufgetischt werden darf und was nicht.
Auf der Reise vom Pensionat nach Berlin lernt Effi einen jungen Arzt samt seiner Katze kennen. Maximilian, der junge Arzt, ist unterwegs um in Berlin Doktor Fleiss in der Arztpraxis zu unterstützen. "Zufällig" ist Doktor Fleiss der Hausarzt der Familie von Burow. Maximilian verliebt sich in Effi, aber diese beginnt jedesmal zu niesen und sich zu schnäuzen, wenn sie sich begegnen.
Schon beim ersten Zusammentreffen in der Bahn war mir klar, was die Niesanfälle auslöst. Doch dazumal kannte man diese "mysteriöse" Krankheit noch nicht, und im Zusammenhang mit dem geheimnisvollen Buch dachten die Herren Doktoren, dass Effi an etwas anderem leidet. Doktor Fleiss trifft sich sogar mit Sigmund Freund, die beiden wollen Effi gar die Nase operieren.
Eindrücklich schildert Anna Moretti welche - aus heutiger Sicht komplett unsinnige - Ansichten die Ärzte damals in Bezug auf Frauen hatten. Für uns ist "Effi liest" ganz amüsant zu lesen, aber ich glaube, jede Frau ist froh, nicht zu dieser Zeit gelebt zu haben.
Aufgelockert wird die unterhaltende Komödie durch die Briefe, die Maximilian seinem Bruder Benjamin schickte, die seinen Standpunkt und seine Gefühle erklärte.
Die Autorin bringt den Lesern die damalige Zeit nahe, beschreibt zum Beispiel einen Besuch in einer Buchhandlung, in der die Frauen direkt in die Frauenabteilung geschickt wurden, denn nicht jedes Buch durfte von Frauen gelesen werden. Das Nachwort sollte man sich nicht entgehen lassen, interessant weist Anna Moretti daraufhin, was sich wirklich so abspielte, so wie sie es im Roman beschrieben hat.
Mir hat die "romantische Komödie" extrem gut gefallen. Die Mischung aus Humor, Verschlagenheit, Romantik, inklusive der Weltanschauung im 19. Jahrhundert und dem damaligen Medizinwissen wurde zu einer perfekten Geschichte kombiniert.
Fazit: Charmant und sehr humorvoll packt Anna Moretti gesellschaftliche und medizinische Lehrmeinungen des 19. Jahrhunderts in eine kurzweilige und unterhaltende Geschichte. Diesen Roman sollte man sich nicht entgehen lassen!
5 Punkte.
sympathisch
von Petra, 30. Juli 2019
Klappentext:
Berlin, 1894. Alles beginnt mit einem Buch, das die achtzehnjährige Elena Sophie von Burow, genannt Effi, zufällig entdeckt. Der Inhalt ist so skandalös, dass Effi aus ihrem vornehmen Pensionat fliegt, noch bevor sie die erste Seite gelesen hat. Sofort reist ihre Tante an, denn es ist wohl höchste Zeit, Effi in die Gesellschaft einzuführen und einen Ehekandidaten zu finden. Effi hingegen sucht Antworten auf ihre Fragen. Ob der junge und sehr sympathische Arzt Maximilian von Waldau Effi weiterhelfen kann?
Meinung:
Effi ist ihrer Zeit voraus und hat das Glück das Vater und Tante damit kein Problem haben sondern sie im Bereich des Möglichen sogar unterstützen.
In einer prüden Zeit in der Frauen von nichts eine Ahnung haben sollen, stellt Effi Fragen, Warum, Wieso Weshalb. Die Antworten gibt sie sich teilweise selbst.
Das Ganze geschieht auf: eine sehr charmante lustige Art so das man als Leser immer wieder lachen muss.
Zeitgenosse ist Dr. Siegmund Freud der sich einmal gefragt hat: Was wollen die Frauen. Effis Antwort: Er muss sie selber fragen.
Der Autorin ist es gelungen die Denkweise und Ansichten dieser Zeit darzustellen und zu erklären ohne die Leser zu langweilen. Ich hatte als Leserin Mitleid mit den Frauen der damaligen Zeit aber ich habe nicht die Nase über die Männer gerümpft denn sie waren genauso Gefangene des Zeitgeistes.
Effi bespricht sich mit ihren Freundinnen und ihre Tante gibt ihr wertvolle Tipps.
Max hingegen hat nur seinen Bruder mit dem er korrespondiert. Wir lesen nur die Briefe von Max aber die Antworten von Ben können wir uns anhand des nächsten Briefs erraten. Das ganze ist ein sehr liebenswertes Hin und Her und hebt das Buch noch einmal auf ein höheres Level.
Im Anhang erklärt die Autorin noch einige Ereignisse die wirklich stattgefunden haben und die sie im Buch verwendet hat, sie sind in der heutigen Zeit derartig unvorstellbar das man sie beim ersten Lesen eben für Phantasie gehalten hat.
Ein gelungenes Buch.